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Politik: Bundeswehr: Das Ende der Pin-ups

Lange Zeit war es kein Thema, im Gegenteil: Am barbusigen Pin-up-Girl in der Spindtür des Gefreiten hat in der Männerdomäne Bundeswehr niemand Anstoß genommen. Doch seit Frauen ganz normal zur Grundausbildung einrücken, herrscht Handlungsbedarf.

Von Robert Birnbaum

Lange Zeit war es kein Thema, im Gegenteil: Am barbusigen Pin-up-Girl in der Spindtür des Gefreiten hat in der Männerdomäne Bundeswehr niemand Anstoß genommen. Doch seit Frauen ganz normal zur Grundausbildung einrücken, herrscht Handlungsbedarf. Das erste Ergebnis liegt jetzt vor: Eine "Führungshilfe für Vorgesetzte" über den "Umgang mit Sexualität" von Generalinspekteur Harald Kujat. Ganz nebenher räumt der Erlass mit einem unrühmlichen Traditionsbestand auf: "Vor dem Hintergrund ... der Änderung der bisherigen Haltung der Bundeswehr gegenüber Soldatinnen und Soldaten mit gleichgeschlechtlicher Orientierung", so Kujat, wird Toleranz auch für Schwule und Lesben angeordnet.

Die Führungshilfe ist eine Mischung aus Leitsätzen und konkreten Handlungsanweisungen. Durchgängig der Tenor: Sexualität ist Privatsache, solange sie den Dienstbetrieb nicht stört. Dass sexuelle Belästigung verboten ist, klingt selbstverständlicher als es nach den Erfahrungen anderer Armeen ist.

Überhaupt klingt manches in der Anweisung banal. Aber sie richtet sich ja nicht nur an lebenserfahrene Kommandeure, sondern auch an kaum der Pubertät entwachsene Unterführer. Der Generalinspekteur hielt es darum für geboten, darauf hinzuweisen, dass schon das "sichtbare Anbringen pornographischer Darstellungen" sexuelle Belästigung sein kann. Überhaupt fordert Kujat Zurückhaltung: Kein Prahlen mit Potenz-Abenteuern, kein "provozierendes Verhalten", kein "Ausleben" von Sexualität in der Kaserne. Andererseits soll die Bundeswehr nicht zur Tugendanstalt der Nation werden, denn: "Sexualität ist ein wesentlicher Teil menschlicher Gesamtpersönlichkeit." Der Vorgesetzte soll Beziehungen zwischen seinen Untergebenen nicht grundsätzlich negativ bewerten - er soll sie vielmehr gar nicht bewerten, solange sie nicht den Betrieb stören. "Bestehende Partnerschaften sind stets zu achten", mahnt Kujat., der von Einheitsführern vor allem "Sensibilität" und vorbildhaftes Verhalten erwartet. Mit anderen Worten: Du darfst nicht über Schwule, Frauen oder Verliebte lästern, sondern musst sie in Schutz nehmen.

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