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Guttenberg

© dpa

Bundeswehr: Schweres Geschütz für Afghanistan

Der Verteidigungsminister sendet ein Signal an die Truppe und in die Heimat. Bei einem Besuch in Afghanistan verkündet Guttenberg: Die Bundeswehr in Kundus wird aufgerüstet.

Berlin - Es ist der dritte Besuch des deutschen Verteidigungsministers in Afghanistan, wie auch die anderen aus Sicherheitsgründen zuvor nicht angekündigt. Und nach Angaben seines Ministeriums sei die Visite seit längerem geplant und unabhängig „von jedweden aktuellen Ereignissen“ zu sehen. Was sich hinter dieser nüchternen Formel verbirgt, wissen alle: Drei gefallene und acht zum Teil schwer verletzte deutsche Soldaten bei schwersten Gefechten mit Taliban-Kämpfern am Karfreitag in Kundus – mit der Folge einer heftigen Debatte über Ausrüstung und Ausbildung der Truppe und dem Versprechen des Ministers, eventuelle Defizite zu prüfen.

Jetzt, knapp zwei Wochen nach den Kämpfen, begann der Minister in Begleitung seines Generalinspekteurs Volker Wieker sowie Bundestagsabgeordneten fast aller Fraktionen – nur die Linke war nicht dabei –, seine Zusage einzulösen. Und Guttenberg, der bei der Trauerfeier für die Gefallenen am vergangenen Freitag zum ersten Mal uneingeschränkt von Krieg gesprochen hatte, nutzte den Besuch auch, um ein doppeltes Signal zu senden, an die Truppe und in die Heimat. „Mir ist wichtig, den Soldatinnen und Soldaten vor Ort zum einen deutlich zu machen, dass die politische Spitze hinter ihnen steht“, sagte Guttenberg nach Angaben der Nachrichtenagentur dpa. Wichtig sei, „dass man den Soldaten vor Ort nicht vergisst, sondern dass man ihm Unterstützung gibt“.

Als Guttenberg dies am Mittwoch sagte, dürfte ihm die neueste Forsa-Umfrage vermutlich bekannt gewesen sein. Demnach sind 62 Prozent aller Befragten für einen Abzug der Bundeswehr, der höchste Wert, der je gemessen worden sei, teilte das Institut mit. Im September 2009, nach den von der Bundeswehr angeordneten Bombardements auf zwei von den Taliban gekaperte Tanklastwagen in Kundus mit bis zu 142 Toten, waren 55 Prozent der Befragten für einen Rückzug der Truppen. Im September 2005, als die Lage in Kundus noch ruhig war, hatten nur 34 Prozent einen Abzug gewünscht.

Am Nachmittag verkündete der Minister dann im Feldlager eine erste Entscheidung: Die Truppe wird aufgerüstet. „So schnell wie möglich“ – sagte Guttenberg laut dpa – sollen zwei Panzerhaubitzen 2000 nach Kundus verlegt werden. Die Panzerhaubitze ist ein schweres Artilleriegeschütz, das nach Angaben von Experten nach entsprechenden technischen Justierungen vom Feldlager aus Ziele in einem Umkreis von 40 Kilometern auf 20 bis 30 Meter genau treffen könne und der Truppe bei schweren Gefechten eine weitere Option biete. Außerdem sollen die Soldaten in der heftig umkämpften Region Panzerabwehrraketen und weitere Schützenpanzer vom Typ Marder erhalten. Die vom designierten Wehrbeauftragten Hellmut Königshaus im Tagesspiegel geforderte Entsendung von Leopard-2- Kampfpanzern lehnt Guttenberg dagegen ab, weil die schweren Fahrzeuge für das Gelände um Kundus nicht geeignet seien. So sei der Panzer mit seinen mehr als 60 Tonnen Gewicht zu schwer für viele Brücken in der Region, hatte auch der Leiter des Einsatzführungskommandos in Potsdam, Generalleutnant Rainer Glatz, kürztlich gesagt. Der Leopard 2 ist zwar „watfähig“, das heißt, er kann problemlos Gewässer bis zu einer Tiefe von rund zwei Metern durchqueren. Das Problem seien aber die zahlreichen Bewässerungsgräben in der Provinz Kundus, die für den Panzer kaum zu passieren seien, sagen Militärs.

Schon die kommende Woche könnte für die Bundeswehr weitere Entscheidungen bringen – zumindest aber wohl einige neue Erkenntnisse. Denn am Montag kommt der Oberkommandierende der von der Nato geführten internationalen Schutztruppe Isaf, der US-General Stanley McChrystal, zu Gesprächen mit Bundesregierung und auch Fachpolitikern nach Berlin. Neben einem Gespräch mit Guttenberg ist auch eines mit Außenminister Guido Westerwelle (FDP) vorgesehen. Es gehe um einen „Austausch über die aktuelle Lage“, heißt es aus dem Verteidigungsministerium. Und hinter dieser Formel dürfte auch die Sorge vor weiteren konkreten Forderungen des Generals stehen.

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