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Afghanistan

© dpa

Bundeswehreinsatz in Afghanistan: Taliban drohen mit weiteren Anschlägen

Bei einem Selbstmordanschlag nahe der afghanischen Stadt Kundus sterben zwei deutsche Soldaten und fünf Kinder. Kurz darauf bekennen sich die Taliban zu dem Anschlag und drohen mit weiteren Attacken.

Bei einem Selbstmordanschlag auf die Bundeswehr in Afghanistan durch die Taliban sind am Montag zwei deutsche Soldaten und fünf afghanische Kinder getötet worden. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) zeigte sich bestürzt: "Die Bundesregierung verurteilt diesen mörderischen Anschlag auf das Schärfste. Gemeinsam mit den afghanischen Behörden werden wir alles daran setzen, die Hintergründe aufzudecken und die Hintermänner zur Verantwortung zu ziehen."

Bundesverteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) sprach von einem "feigen, hinterhältigen" Anschlag, der von der "brutalen, menschenverachtenden" Einstellung der Taliban zeuge. Seine Anteilnahme und sein Mitgefühl gehöre den Hinterbliebenen. Bei dem Anschlag in der Nähe von Kundus wurden zwei weitere Deutsche sowie ein weiteres afghanisches Kind verletzt. Die Trauerfeier soll am Mittwoch in Kundus stattfinden.

Taliban reagieren auf Truppenverstärkung der Bundeswehr

Nach Informationen des Nachrichtenportals Spiegel Online drohen die radikal-islamischen Taliban mit weiteren Attentaten, wenn weitere deutsche Soldaten in den Norden des Landes kämen. Damit stelle ein Taliban-Sprecher den Anschlag in direkten Zusammenhang mit der geplanten Truppenaufstockung der Bundeswehr, die in der letzten Woche beschlossen worden war.

Die beiden toten deutschen Soldaten gehörten dem Fallschirmjägerbataillon 263, das im saarländischen Zweibrücken stationiert sei, sagte Verteidigungsminister Jung, der seinen Urlaub wegen des Anschlags unterbrach. Es handelt sich demnach um einen 25-jährigen Stabsunteroffizier und einen 22-jährigen Stabsgefreiten.

Verletzte und ein Kind werden  im Zeltlager behandelt
  
Nach Angaben Jungs wurden die Bundeswehr-Soldaten, die sich "im Rahmen der allgemeinen Operationsführung" fünf Kilometer südwestlich des Bundeswehrlagers Kundus befanden, um 13 Uhr Ortszeit durch einen Selbstmordattentäter auf einem Fahrrad angegriffen. Insgesamt waren an dem Einsatz 160 Deutsche, sowie 30 Soldaten der afghanischen Armee und 20 afghanische Polizisten beteiligt. "Sie hatten den Auftrag, Hinweisen auf versteckte Waffenlager im Distrikt Schahar Dara westlich des Kundus-Flusses nachzugehen", sagte Jung.
  
Kurz vor dem Anschlag entdeckten die Deutschen demnach in einem Waldstück ostwärts der Ortschaft Hadschi Amanulla zwei Raketen. Weitere Soldaten seien deshalb dort zur Absicherung eingesetzt worden, die der Selbstmordattentäter dann in ihrem Fahrzeug angegriffen habe, sagte Jung. Die toten und verletzten Soldaten saßen demnach in einem gepanzerten Fahrzeug vom Typ Mungo, das durch die Explosion in Brand geriet. Die verwundeten Soldaten waren im hinteren Teil des Wagens und wurden herausgeschleudert, die getöteten saßen im Führerhaus.
 
Jung sagte weiter, ein vor Ort befindlicher Arzttrupp habe erste Hilfe geleistet. Die Verletzten und ein Kind würden im Feldlager behandelt. Wann die toten Soldaten nach Deutschland überführt werden sollen, war zunächst unklar.

Der Gouverneur von Kundus, Mohammed Omar, hatte zuvor den Anschlag bestätigt. Nach seinen Angaben waren die Soldaten auf einer Hauptverkehrsstraße im Bezirk Schahar-Dara unterwegs. Nach dem Anschlag wurden zwei Verdächtige festgenommen, die mit dem Anschlag zu tun gehabt haben sollen. Der Gouverneur machte "Terroristen" für die Tat verantwortlich.
  
Die radikalislamischen Taliban bekannten sich durch ihren Sprecher Sabihullah Mudschahid zu der Tat. Zuletzt war Ende August ein deutscher Soldat bei einem Anschlag südlich von Kundus getötet worden. Im August 2007 waren drei deutsche Polizeibeamte bei einem Anschlag ums Leben gekommen. (mpr/dpa/AFP)

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