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Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge in Nürnberg.

© dpa

Bundeswehroffizier gab sich als Flüchtling aus: 2000 Asylverfahren werden überprüft

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) nimmt sich alle Fälle vor, an denen Mitarbeiter beteiligt waren, die für das Verfahren des Bundeswehroffiziers verantwortlich waren.

Das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (Bamf) will rund 2000 Asylentscheidungen zu syrischen und afghanischen Flüchtlingen noch einmal überprüfen. Das teilte Bamf-Präsidentin Jutta Cordt am Freitag mit. In der Stellungnahme bezeichnet Cordt den positiven Ausgang des Verfahrens für den Bundeswehroffizier Franco A., der sich als syrischer Flüchtling ausgegeben hatte, noch einmal als „eine Fehlentscheidung, wie sie nicht hätte passieren dürfen“. Eine Untersuchungsgruppe soll den Fall detailliert aufarbeiten. Darüber hinaus werden laut Cordt alle Verfahren, die von den Verantwortlichen im Fall A. bearbeitet wurden, von langjährigen Mitarbeitern des Bundesamtes untersucht. Gleiches gelte für die beteiligten Dolmetscher, die für weitere Einsätze zunächst gesperrt seien. Stichprobenartig sollen auch andere seit Januar 2016 durchgeführte Asylverfahren erneut begutachtet werden.

Auch Ortskenntnisse werden abgefragt

A. hatte sich im Dezember 2015 als Flüchtling registrieren lassen und im Mai 2016 offiziell einen Asylantrag gestellt. Im November erfolgte die Anhörung durch das Bamf. Der Anhörer war ebenfalls ein Soldat, der zum Bamf abgeordnet worden war. Weder ihm noch dem anwesenden Übersetzer kamen offenbar Zweifel an der Identität ihres Gesprächspartners, obwohl der kein Arabisch sprach. A. hatte angegeben, nur Französisch zu sprechen, weshalb auch die Anhörung auf Französisch stattfand. Allerdings werden in einer Anhörung auch Ortskenntnisse des Antragstellers mit Bezug auf sein Heimatland abgefragt. Dafür gibt es sogenannte Herkunftsländer-Leitlinien, in denen etwa Flüsse oder Berge des jeweiligen Landes angegeben sind. Weil sich Asylbewerber auf solche Fragen vorbereiten können, versuchen erfahrene Anhörer zusätzlich individuelle Fragen zu stellen, etwa nach Preisen für Lebensmittel oder nach Fernsehserien. Warum all dies bei Franco A. nicht geschah, soll nun geklärt werden. Der Soldat plante offenbar Anschläge und wollte den Verdacht auf Flüchtlinge lenken.

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