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Politik: Bush will Amerikaner auf dem Mars

Das ehrgeizigste Projekt seit der Mondlandung wird nächste Woche verkündet / Auch Mondsiedlung geplant

Washington/Berlin. Ein Amerikaner soll als erster Mensch den Mars betreten. Dieses Ziel wird US-Präsident George W. Bush in der kommenden Woche in einer Rede zur Raumfahrt verkünden. Der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan, bestätigte die bevorstehende Grundsatzrede Bushs. Über deren Inhalt berichteten am Freitag übereinstimmend alle großen amerikanischen Tageszeitungen unter Berufung auf Regierungskreise. Demzufolge ist auch der Aufbau einer ständigen Basis auf dem Mond geplant. Die Forschungsstation soll in den nächsten zehn bis 15 Jahren entstehen. Bush plane einen „Kennedy-Moment“, hieß es.

Von Malte Lehming

und Thomas de Padova

Unklar ist die Finanzierung des Mammutprojektes. Bush will offenbar den Beginn des Wahljahres durch die Besetzung eines zweiten zukunftsträchtigen Themas markieren. Anfang der Woche kündigte er bereits eine grundlegende Reform der Einwanderungsgesetze an. Mit beiden Themen, schreibt die „New York Times“, könne er sich als Präsident präsentieren, „dessen Visionen über Terrorismus und Steuersenkungen hinausgehen“. John F. Kennedy hatte 1961 den ersten bemannten Flug zum Mond angekündigt.

Außerdem könne er die Aufmerksamkeit von den oppositionellen Demokraten ablenken, die am 19. Januar im US-Bundesstaat Iowa die erste Vorwahl zur Bestimmung des Gegenkandidaten zu Bush veranstalten. Der Präsident wolle „die Menschen emotional um ein großes nationales Ziel scharen“, sagte ein Berater des Weißen Hauses der „Washington Post“. Allerdings ist offen, ob der Etat der Weltraumbehörde Nasa entsprechend aufgestockt wird. Einer weiteren Vergrößerung des Haushaltsdefizits in Höhe von rund 500 Milliarden Dollar dürfte der Kongress kaum zustimmen.

Das von Bush anvisierte Weltraumprogramm würde nach Schätzungen von Experten mehr als 100 Milliarden Dollar kosten. Denn seit 1972 hat kein Mensch mehr einen fremden Himmelskörper betreten. Die damals bei den Mondlandungen amerikanischer Astronauten eingesetzten Großraketen wurden eingemottet.

Gegenwärtig kreisen zwar Astronauten auf einer Raumstation in 400 Kilometern Höhe um die Erde, aber der Mond ist 400000, der Mars sogar Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Vor allem um den Mars zu erreichen, müsste die Nasa völlig neue Raketensysteme entwickeln und für Hin- und Rückreise der Astronauten etwa drei Jahre einkalkulieren. So viel Zeit hat noch nie ein Mensch im Weltall verbracht, vor allem die Strahlenbelastung wäre enorm. Sämtliche Lebenserhaltungssysteme müssten bereits in Vorläufermissionen zum Mars gebracht werden.

Die neuen ehrgeizigen US-Weltraumpläne stehen im Zusammenhang mit dem Absturz der Raumfähre „Columbia" vor knapp einem Jahr. Alle sieben Astronauten waren dabei ums Leben gekommen. In ihrem Bericht über die Katastrophe hatte die Nasa als Grund unter anderem das Fehlen eines langfristigen, inspirierenden Zieles ihrer Arbeit genannt. Der Bericht wurde im August veröffentlicht. Seitdem beschäftigte sich eine Gruppe im Weißen Haus mit dessen Auswertung.

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