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Politik: Bush will Indien aufrüsten

Nach zivilem Atomabkommen ruft der US-Präsident eine „strategische Partnerschaft“ mit Neu-Delhi aus

Neu-Delhi/Berlin - Nachdem US-Präsident George W. Bush und Indiens Präsident Manmohan Singh am Donnerstag ein historisches Abkommen zur nuklearen Zusammenarbeit unterzeichnet haben, wollen die USA Neu-Delhi jetzt auch ein hochmodernes Waffensystem verkaufen. Am Freitag verkündete Bush, es sei Washingtons Ziel, „Indien dabei zu stützen, den Bedarf im Verteidigungsbereich zu decken“. Das US-Angebot umfasst unter anderem F-16- und F-18-Kampfflugzeuge; die Aussichten auf ein Geschäft mit Kampfjets, Hubschraubern und Flugzeugen zur Seeüberwachung sowie Schiffen bezeichnete Bush als „vielversprechend“. Außerdem warb Bush in Indien um engere Handelsbeziehungen mit dem mit 1,1 Milliarden Einwohnern zweitgrößten Land der Welt.

Zum Abschluss seines ersten Besuchs des Landes rief Bush eine strategische Partnerschaft mit dem Land aus. Er bezeichnete Indien als „Weltmacht“ und forderte es zur globalen Verbreitung der Demokratie auf. „Indiens Führung wird gebraucht in einer Welt, die sich nach Freiheit sehnt“, sagte er. „Männer und Frauen von Nordkorea über Birma, Syrien, Simbabwe bis Kuba verlangen nach Freiheit.“ Bush griff auch Iran scharf an. Dort werde „ein stolzes Volk von einer kleinen geistlichen Elite als Geisel gehalten, die ihnen Grundrechte verweigert, Terrorismus unterstützt und nach Atomwaffen strebt“.

Die USA haben – auch als Gegengewicht zu China – großes Interesse an einer engen Zusammenarbeit mit der aufstrebenden Weltmacht. Das unterstreicht die Vereinbarung, die nach mehr als 30 Jahren den US-Verkaufsboykott von Nukleartechnik an Indien aufheben soll, obwohl die Atommacht kein Mitglied im Atomwaffensperrvertrag ist. Gerade in Bezug auf den Atomstreit mit Iran halten Kritiker auch im US-Kongress den Pakt deshalb für hoch problematisch. Das Nachbarland Pakistan dürfte speziell im Zusammenhang mit dem frisch vereinbarten Rüstungsdeal ebenfalls wenig erfreut über diese Entwicklung sein. Mit Indien hat Pakistan seit der Gründung beider Staaten 1947 mehrere Kriege geführt, erst 2002 standen die beiden Atommächte kurz vor einer kriegerischen Auseinandersetzung um die Gebirgsregion Kaschmir.

Seit dem Beginn der Gespräche über das Nuklearabkommen hatte Islamabad, wie Indien im Besitz von Atomwaffen, einen ähnlichen Pakt gefordert. Da das Land an Proliferation an Staaten wie Iran und Libyen beteiligt war und den hauptverantwortlichen Wissenschaftler A.Q. Khan nie ernsthaft zur Rechenschaft gezogen hat, stand ein solcher Schritt für Washington aber nicht zur Debatte. Nachdem Außenministerin Condoleezza Rice dies am Freitag bekräftigte, betonte Pakistans Präsident Pervez Musharraf die „strategische Partnerschaft“ seines Landes mit China.

Dennoch wird Bush, der am Freitagabend in Islamabad eintraf, zumindest militärische Zugeständnisse an Pakistan machen. Das Land gilt seit dem Krieg in Afghanistan als einer der wichtigsten Alliierten der USA im Antiterrorkampf. Dies wird der US-Präsident honorieren müssen, zumal Musharraf deshalb in der Bevölkerung stark angegriffen wird. So entwickelte sich ein landesweiter Streik, der wegen der Mohammed-Karikaturen in europäischen Zeitungen ausgerufen worden war, am Freitag zu einer großen Anti-Bush-Kundgebung. Bereits am Donnerstag waren bei einem Anschlag auf das US-Konsulat in Karatschi vier Menschen getötet worden. dpa/cir

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