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Solares Wettrennen. Dieser Katamaran vor Cancun gehört zu einer Flotte von Solarfahrzeugen, die aus aller Welt zum Klimagipfel nach Mexiko gereist ist.

© dapd

Cancún: Prima Klima, zumindest im Gespräch

Auf dem Weltklimagipfel in Mexiko wird zwar ernsthaft verhandelt, aber in den zentralen Streitpunkten gibt es kaum Fortschritte.

Erfolg und Scheitern liegen nah beieinander auf dem Weltklimagipfel in Cancun. Ob die Umweltminister in der Nacht zum Samstag mit leeren Händen aus Mexiko abreisen werden oder die Vereinten Nationen als (Ver-)Handlungsort retten können, lässt sich nicht absehen. Sicher ist aber, dass der Gipfel nur unter den erwartbaren inhaltlichen Konflikten zwischen Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern leidet, nicht aber auch noch unter einer schlechten Verhandlungsführung wie vor einem Jahr in Kopenhagen. Im Gegenteil: Die mexikanische Außenministerin Patricia Espinosa wird von allen Seiten dafür gelobt, dass zumindest das Gesprächsklima in Cancun so sonnig ist wie das Wetter.

Trotz der neuen Konstruktivität sind Einigungen in den wichtigsten Streitfragen am vorletzten Verhandlungstag nicht in Sicht. Viele Entwicklungsländer verlangen von den Industriestaaten, zumindest das Kyoto-Protokoll um eine zweite Verpflichtungsperiode zu verlängern. Dazu sind neben der Europäischen Union offenbar auch Australien, Neuseeland und Japan bereit, allerdings nur, wenn sich die USA und China auch zu Minderungen ihres Treibhausgasausstoßes verpflichten. Mit internationalen und überprüfbaren Verpflichtungen tun sich aber sowohl China, das zumindest einen Plan zur Emissionsminderung hat, als auch die USA, wo das Thema innenpolitisch nicht einmal diskutierbar ist, schwer.

Weiter ungeklärt ist die Frage, wie zumindest die freiwilligen Angebote von etwa 90 Staaten in der Kopenhagen-Vereinbarung in einen Vertrag eingebunden werden könnten. Sie könnten ohnehin im besten Fall nur dazu führen, dass bis 2100 eine globale Erwärmung um 3,5 bis vier Grad im Vergleich zum Beginn der Industrialisierung erreicht würde. In Kopenhagen hatten sich die Staaten erstmals dazu bekannt, die Erderwärmung unter zwei Grad halten zu wollen. Dass Anspruch und Wirklichkeit der Angebote noch nicht zusammenpassen, darauf hat das UN-Umweltprogramm Unep mit seinem „Lückenreport“ noch einmal aufmerksam gemacht.

Vor dem Gipfel waren die Hoffnungen groß, in Cancun zumindest die Erhaltung des Regenwalds abschließend zu diskutieren. Dabei geht es um ein Konzept, mit dem vor allem Regenwälder so wertvoll gemacht werden können, dass sie nicht abgeholzt werden. Rund 17 Prozent der weltweiten Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto der Waldvernichtung. Doch selbst da gibt es noch grundlegende Einwände. Die Europäer fürchten, dass Waldzertifikate, also Kohlendioxidgutschriften aus Aufforstungsprojekten, ihren Emissionshandel überschwemmen und damit jeglichen Klimaschutz der Industrie ausbremsen, weil sie viel billiger zu haben sein dürften als eine effizientere Nutzung von Energie beispielsweise durch moderne Kraftwerke. Bolivien wiederum fürchtet, dass Firmen Waldflächen aufkaufen werden und dort lebende Volksgruppen ihren Lebensunterhalt nicht mehr bestreiten können. Doch wie ohne den Aufbau weiterer Emissionshandelssysteme neben dem europäischen genug Geld ins System kommen soll, um es für Entwicklungsländer tatsächlich attraktiv zu machen, ihre Wälder stehen zu lassen, ist noch unbeantwortet. Die Weltbank hat am Donnerstag einen Fonds aufgelegt, um den Aufbau solcher Handelssysteme in Entwicklungsländern zu fördern.

In Cancun wird aber auch über Geld gestritten, das die Entwicklungsländer für die Anpassung an die schon nicht mehr zu verhindernden Klimaschäden fordern. Die Industrieländer wollen es aber nur nach ihren Regeln geben. EU-Klimakommissarin Conniee Hedegaard seufzte am Donnerstag: „Es gibt kaum Anzeichen für Fortschritte in Schlüsselfragen.“

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