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Politik: Castro-Feier ohne Castro

Berlin - Am 2. Dezember vor 50 Jahren kehrten Fidel Castro, sein Bruder Raúl, Ernesto Che Guevara und 79 andere Männer mit der Yacht „Granma“ aus dem mexikanischen Exil zurück, um den Diktator Fulgencio Batista zu stürzen.

Von Michael Schmidt

Berlin - Am 2. Dezember vor 50 Jahren kehrten Fidel Castro, sein Bruder Raúl, Ernesto Che Guevara und 79 andere Männer mit der Yacht „Granma“ aus dem mexikanischen Exil zurück, um den Diktator Fulgencio Batista zu stürzen. Dies war der Beginn der kubanischen Revolution. Am gestrigen 2. Dezember aber, als in Havanna nachträglich mit 1500 Gästen aus 76 Ländern der 80. Geburtstag des Maximo Lider offiziell gefeiert wurde, kam der Präsident nicht vom Krankenbett zurück auf die Bühne der politischen Öffentlichkeit. „Fidel lebt und ist doch schon Vergangenheit“, sagt Bert Hoffmann vom Institut für Iberoamerika-Kunde in Hamburg. Kubas Politik sei bereits in der Ära nach Fidel angekommen.

Seit vier Monaten regiert sein jüngerer Bruder Raúl. Und über allen kubanischen Wipfeln herrscht Ruh. Niemand hat Kuba angegriffen, keiner hat einen Aufstand angezettelt, niemand ging auf die Straße, niemand sagte öffentlich seine kritische Meinung. „Die Bevölkerung hat Geduld gelernt und wartet ab“, sagt Hoffmann. Wenn der Alltag für die Menschen eher leichter denn schwerer würde, dürften sie sich auch weiterhin in Geduld üben. „Denn auch dies ist ein Erbe der kubanischen Revolution unter Fidel Castro: die Erfahrung, dass Politik von oben gemacht wird – und dass es für die einfachen Leute in der Regel das Klügste ist, den Aufrufen der Führung Folge zu leisten und sich ansonsten um das eigene Auskommen zu kümmern, nicht um die große Politik.“ Die Dissidenten seien schwach. Alle Oppositionsszenarien zerschellten daran, „dass sie kein plausibles Wie eines friedlichen Wandels aufzeigen können“.

Reformen werden noch auf sich warten lassen. Nicht zuletzt dank der Ölmillionen von Venezuelas Präsident Hugo Chavez verspürt Raúl keine Notwendigkeit für eine Marktöffnung. Zunächst gehe es auch vielmehr um den Wandel vom Fidel-Sozialismus zum Parteisozialismus, sagt Hoffmann. Raúl Castro verspreche dem kubanischen Sozialismus das, was er unter Fidel nie erreicht hat: die Herrschaft der Kommunistischen Partei. „Auf den personalistischen Fidelismo folgt kein Raulismo, sondern ein bürokratischer Sozialismus, gestützt auf Partei, Staatsapparat und Armee.“

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