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Castros Erkrankung: Die Spezialisten spekulieren

Starke Blutverluste im Darmbereich: Die Beschwerden, über die Kubas Staatschef Fidel Castro klagt, weisen nach Einschätzung von Experten auf mehrere mögliche Erkrankungen hin.

Paris - Die Hypothesen von Pariser Fachärzten reichen von einer Divertikulitis, bei der sich kleine Ausstülpungen am Dickdarm entzünden und bluten, bis hin zu einem Darmkrebs-Tumor. Sollte Fidel Castro an einem Tumor im Dickdarm leiden, könnte der Krebs schwere Blutungen verursachen. Bei Menschen in Castros Alter seien derartige Tumore die häufigste Ursache für starke Blutverluste, betont der Spezialist Yves Benhamou vom Pariser Krankenhaus La Pitié Salpêtrière; die Geschwulst wäre dann wohl vermutlich "eher bösartig". Andererseits werden bei Darmkrebs üblicherweise keine Eil-Operationen wegen plötzlicher Blutungen vorgenommen; die Blutungen ziehen sich über einen längeren Zeitraum hin, und Eingriffe können mit gewissem Vorlauf geplant werden.

"Für Krebs ist dies nicht die übliche Erscheinungsform", sagt Benhamou deswegen zum Fall Castro. Möglicherweise habe der kubanische Staatschef aber bereits seit mehr als einer Woche Blut verloren. Dann könnte bei ihm "ein Mangel an roten Blutkörperchen" festgestellt worden sein. Die Tumor-Operation wäre in einem solchen Falle geplant gewesen, und Castro hätte sie nur "aus Gründen, die nur er kennt - politischen oder anderen" auf brutale Weise verkündet.

Eine Möglichkeit: "Divertikulitits"

Die andere wahrscheinliche Hypothese ist für den angesehenen Facharzt Gilles Lesur eine Divertikulitis. Dabei bluten kleine säckchenförmige Ausstülpungen an der Außenwand des Dickdarms, so genannte Divertikel, wie der Experte des Krankenhauses Ambroise Paré im Pariser Vorort Boulogne-Billancourt erklärt. Divertikel gibt es bei einer Mehrheit der älteren Menschen. In den meisten Fällen blieben sie weit gehend unbemerkt, Patienten haben kaum Beschwerden. Entzünden sich aber Divertikel vor allem im so genannten Sigma-Abschnitt am Ende des Dickdarms, nur wenige Zentimeter vom After entfernt, droht der Verlust von "rotem Blut, das aus dem Anus austritt".

Als ebenfalls mögliche, aber weniger wahrscheinliche Ursache für Castros Operation sehen die Fachleute schließlich auch eine Gefäßverletzung, etwa in Form eines Blutschwamms (Angiom). Dass ein Angiom am Dickdarm chirurgisch entfernt werden müsse, sei selten, sagt Benhamou. Und angesichts von Fidel Castros Alter - eigentlich sollten die Kubaner am 13. August den 80. Geburtstag ihres Staatschefs feiern - sei nach der Operation in jedem Falle eine Ruhepause nötig - ganz gleich, aus welchem Grund der Eingriff erfolge. (tso/AFP)

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