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Politik: CDU-Rückblick im Tränenpalast: Die Zukunft liegt vorne

Jede Gesellschaft, auch jede Partei, hat ihre Rituale. Sie dienen der Selbstbestätigung und der Abgrenzung.

Jede Gesellschaft, auch jede Partei, hat ihre Rituale. Sie dienen der Selbstbestätigung und der Abgrenzung. Wer die Rituale aber übertreibt, endet in der Isolierung. Darauf müssen CDU und CSU in den kommenden Tagen achten, sonst setzen sie in der verklärten Rückschau auf die Wendezeit 1989 / 1990 die eigenen Emotionen mit denen der Bevölkerung gleich. Gestern feierten die beiden Parteien, unter der Hausherrenschaft der Adenauer-Stiftung, anlässlich des bevorstehenden zehnten Jahrestags der Wiedervereinigung Helmut Kohl zum ersten Mal. Am Sonntag folgt der zweite Festakt. Kohls Name kann in der Union nicht mehr ohne den Zusatz "Kanzler der Einheit" genannt werden. Das ist historisch richtig, aber es wirkt zunehmend rechthaberisch und angesichts der schwarzen Kassen der CDU schon trotzig. Ein Mann für Mann und Frau für Frau um die Union verdientes, treu applaudierendes Publikum verstellt den Blick darauf, dass zehn Jahre nach der Einheit die Gedanken nach vorne gerichtet sein sollten. So war denn die wichtigste Botschaft aus dem Tränenpalast gestern auch nicht Kohls wiederholtes Vermächtnis, sondern Angela Merkels demonstrativer Wiederannäherungskurs in Richtung auf den Altkanzler.

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