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Athen

© AFP

Chaostage in Athen: Straßenschlachten, Plünderungen, Krawalle

Athen ist auch am Donnerstag wieder zum Schauplatz chaotischer Szenen geworden: Junge Leute und Polizisten lieferten sich weiterhin Kämpfe während viele Studenten und Schüler gegen die gewaltsamen Proteste auf den Straßen skandierten.

Griechenlands Hauptstadt Athen ist auch am Donnerstag von Straßenschlachten und Plünderungen erschüttert worden. In mehreren Vierteln gab es nach Polizeiangaben Krawalle, während sich Hunderte Jugendliche vor dem Korydallos-Gefängnis versammelten. Dorthin wurde am Nachmittag der Polizist gebracht, durch dessen Schuss am Samstag ein 15-jähriger Schüler starb - was die tagelangen Ausschreitungen ausgelöst hatte.

Am Mittag gingen zahlreiche Schüler und Studenten auf die Straßen in Athen, um sich von den autonomen Gruppen zu distanzieren, die seit Samstag schwere Verwüstungen angerichtet haben. "Wir sind eure Kinder, keine Randalierer", skandierten sie und versuchten, friedlich auf ihre Probleme aufmerksam zu machen. Sie blockierten zentrale Kreuzungen und zogen zu Polizeistationen. Dabei distanzierten sie sich ausdrücklich von den rund 4000 Randalierern.
  
Vor der besetzten Fakultät für Agrarwissenschaft in Athen lieferten sich derweil junge Leute und Polizisten weiterhin Straßenschlachten, wie die Polizei mitteilte. In den Vierteln Nea Smyrni und Galatsi hätten Jugendliche Geschäfte und öffentliche Einrichtungen geplündert. Auch aus Halandri im Norden und aus dem Hafen von Piräus wurden Zwischenfälle gemeldet.

Großdemonstration in Athen ist angekündigt

  
Am Abend erinnerten in Athen und der zweitgrößten Stadt Thessaloniki erneut hunderte Demonstranten bei Protestmärschen an den getöteten 15-Jährigen. Zwischenfälle wurden zunächst nicht gemeldet. In beiden Städten blieben am Donnerstag Universitäts-Fakultäten und rund hundert Schulen geschlossen. Für Freitag kündigten Studentenvereinigungen eine Großdemonstration in Athen an.
  
Am Mittwochabend gab es in mehreren europäischen Städten Solidaritätskundgebungen. Im dänischen Kopenhagen wurden nach Polizeiangaben mindestens 32 Demonstranten bei Ausschreitungen festgenommen. Auch in den spanischen Städten Madrid und Barcelona gab es Unruhen, als Hunderte überwiegend junge Menschen auf die Straßen gingen. In Italiens Hauptstadt Rom und in Bologna wurden Polizisten bei Zusammenstößen mit Demonstranten verletzt. In der südwestfranzösischen Stadt Bordeaux zündeten Brandstifter in der Nacht zwei Fahrzeuge vor dem griechischen Konsulat an und beschmierten die Mauern des Gebäudes.
  
Der griechische Ministerpräsident Kostas Karamanlis reiste trotz der Proteste zum EU-Gipfel nach Brüssel. Oppositionsführer Giorgos Papandreou machte am Donnerstag im Fernsehsender France 24 "soziale Ungleichheit" für die Krawalle verantwortlich. Zudem seien "höchste Regierungsebenen" von Korruption betroffen. Er forderte Karamanlis auf zurückzutreten und den Weg freizumachen für Neuwahlen.

Spannung vor dem Ergebnis der Ballistik

  
Mit Spannung wird das Ergebnis der ballistischen Untersuchung der Kugel erwartet, die den 15-Jährigen am Samstag tötete. Medienberichten zufolge sollte es spätestens an diesem Freitag bekanntgegeben werden. Die Kugel soll eine leichte Schramme aufweisen, was auf einen Querschläger und nicht auf einen direkten Schuss hinweisen könnte, hieß es in Medienberichten. Am Vortag hatte der Rechtsanwalt des Polizisten, aus dessen Waffe der tödliche Schuss abgegeben worden war, erklärt, die Untersuchung der Kugel entlaste seinen Mandanten. Die Kugel sei ein Querschläger gewesen, sagte der Anwalt. Die Kugel wird in einem Speziallabor untersucht.

Unterdessen brach ein Streit zwischen dem Rechtsbeistand des Polizisten und den Anwälten der Familie des Opfers aus. Ersterer versuchte, das Opfer als bekannten Fußballhooligan darzustellen. Zudem soll der 15-Jährige aus der Privatschule verwiesen worden sein, was dementiert wurde. "Der Junge wird noch einmal getötet, indem der Rechtsanwalt solche fürchterlichen Gerüchte verbreitet", kommentierte die Athener Zeitung "Eleftherotypia". Die Rechtsanwälte der Familie des Opfers wiesen die Behauptungen mit Abscheu zurück. (mpr/dpa/AFP)

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