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Charité-Streik: Ärzte setzen Proteste fort

Der Streik der Charité-Ärzte geht weiter. Mehr als 1000 Mediziner zogen am Mittwoch durch das Regierungsviertel zum Brandenburger Tor. Sie verlangen, Bereitschaftsdienste bereits ab Januar 2006 als Arbeitszeit anzuerkennen.

Berlin - Mehrere hundert Berliner Charité-Ärzte haben ihren einwöchigen Streik am Mittwoch mit einer Protestdemonstration ins Regierungsviertel fortgesetzt. Mehr als 1.000 Mediziner zogen nach Angaben der Ärzteinitiative bis zum Brandenburger Tor. Gemeinsam mit dem Marburger Bund forderten sie dort Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) auf, ärztliche Bereitschaftsdienste bereits zum 1. Januar 2006 als Arbeitszeit anzuerkennen. Der Koalitionsvertrag sieht die Anerkennung erst im Jahr 2007 vor.

Wegen überlanger Arbeitszeiten müssten Ärzte ihre Patienten oft am Rande der Erschöpfung versorgen, sagte Ulrich Montgomery, Vorsitzender des Marburger Bundes auf der Abschlusskundgebung der Demonstration. Würden die Bereitschaftsdienste erst 2007 als Arbeitszeit anerkannt, werde deutschen Ärzten weiterhin EU-Recht vorenthalten. Ein Drittel der deutschen Krankenhäuser hätten das Arbeitszeitgesetz bereits umgesetzt. Der Marburger Bund fordert darüber hinaus 30 Prozent mehr Gehalt für Ärzte.

Die Berliner Charité-Ärzte wehren sich mit ihrem Streik auch gegen Gehaltskürzungen, unbezahlte Überstunden und drohende Stellenstreichungen. Ein Teil der verbeamteten Chefärzte, die nicht streiken dürfen, erklärten ihren jungen Kollegen inzwischen ihre Solidarität. Der geplante Stellenabbau führe zu einer schlechteren Patientenversorgung und zu einem nicht mehr tolerablen Berufsbild des Arztes, teilten die chirurgischen Charité-Chefärzte am Mittwoch mit.

Die Tarifgemeinschaft deutscher Länder kritisierte unterdessen den Warnstreik, zu dem der Marburger Bund deutsche Unikliniken an diesem Freitag aufgerufen hat. Die Forderungen nach 30 Prozent Lohnerhöhung passten nicht in die heutige Zeit. Der Marburger Bund hatte am Montag auch die kommunalen Krankenhäuser zum Streik aufgerufen. Die Urabstimmung läuft bis zum 9. Dezember.

Die Berliner Charité-Ärzte wollen ihren befristeten Streik am Donnerstag mit ungewöhnlichen Aktionen fortsetzen. Im U-Bahnhof Alexanderplatz bieten Notärzte Erste-Hilfe-Kursen für Laien an, kündigte die Ärzteinitiative an. Am Brandenburger Tor wollen Charité- Kinderärzte eine Teddyklinik aufbauen. Kinder können ihre Stofftiere dort von Ärzten untersuchen lassen und über Angst vorm Krankenhaus sprechen. (tso/dpa)

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