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Politik: Chefsache

Schröder will Hilfe für die USA jetzt selbst koordinieren – und rüffelt Trittin wegen Kritik an Bush

Berlin - Bundeskanzler Gerhard Schröder hat die Hilfe Deutschlands nach der Hurrikan-Katastrophe in den USA zur „historischen Pflicht“ erklärt und persönlich die Koordination der Hilfe übernommen. Deutschlands Beitrag, den USA Beistand zu leisten, sei eine „gegenwärtige Selbstverständlichkeit“, sagte Schröder in Berlin. Die USA hätten die Unterstützung im Prinzip angenommen. Ein Sprecher von US-Präsident George W. Bush, sagte, Hilfe aus der ganzen Welt sei „willkommen“. Auch Bundespräsident Horst Köhler betonte gegenüber dem neuen US-Botschafter in Berlin, William Timken, die Hilfsbereitschaft der Deutschen.

Schröder sagte am Freitag seine Teilnahme an einer Bildungskonferenz ab, um mit Innenminister Otto Schily, Verteidigungsminister Peter Struck (beide SPD) und Außenminister Joschka Fischer die Möglichkeiten deutscher Hilfslieferungen zu koordinieren. Dabei gehe es um die Bereitstellung von Transportkapazitäten, medizinische Luftevakuierungen, Pioniertechnik, Trinkwasseraufbereitungsanlagen und tropenmedizinische Unterstützung, sagte Schröder. Bundeswehr und Technisches Hilfswerk verfügten ebenfalls über Spezialisten, um die Strom- und Wasserversorgung wiederherzustellen und Notunterkünfte zu errichten. Verteidigungsminister Struck und Außenminister Fischer trafen mit dem neuen US-Botschafter William Robert Timken zusammen, um den Bedarf der USA an deutscher Hilfe festzustellen.

Derweil gerät Umweltminister Jürgen Trittin (Grüne) wegen seiner Kritik an der Klimapolitik der USA auch in der Regierung unter Druck. Es sei jetzt „der falsche Zeitpunkt“, den USA Versäumnisse vorzurechnen, sagte Schröder. Vizeregierungssprecher Thomas Steg sagte, unter Rücksicht auf die Empfindsamkeiten in solch einer Situation solle man mit Ratschlägen „besonders sensibel sein“. In Regierungskreisen hieß es, Schröder sei über Trittin „sehr verärgert“.

Die Spendenbereitschaft in Deutschland ist angesichts der dramatischen Meldungen aus den Katastrophengebieten deutlich gestiegen. Mehrere Hilfsorganisationen haben eigene Spendenkonten eingerichtet. Zu Spenden aufgerufen haben unter anderen das Bündnis „Aktion Deutschland Hilft“ (ADH) und die Caritas. Beim ADH hieß es, man sei „erleichtert, dass die US-Regierung die Angebote annimmt“. Mit dem Aufruf reagiert das ADH auf Anfragen amerikanischer Partnerorganisationen. Es fehle an Nahrungsmitteln, sauberem Trinkwasser und Kleidung, so eine Sprecherin des ADH.

Ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sagte, die derzeit sinnvollste Hilfe für die Flutopfer seien Geldspenden. Das DRK unterstütze daher einen Spendenaufruf seiner amerikanischen Schwesterorganisation. Das DRK könne zudem kurzfristig Wasseraufbereitungsanlagen und mobile Einrichtungen zur medizinischen Versorgung der Bevölkerung liefern.

Der Ratschef der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat zu Solidarität mit den Opfern des Hurrikans aufgerufen. Er sagte: „Auch in dem scheinbar reichen Land USA hat es wieder die Ärmsten am schlimmsten getroffen.“

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