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China: Berlin fordert Aufklärung

Die Bundesregierung hat den brutalen Übergriff auf einen Kritiker des Drei-Schluchten-Dammes in China als "schlimme und erschreckende Untat" verurteilt. Die deutsche Botschaft in Peking fordert Aufklärung.

Berlin/Peking - Man habe am Mittwoch das chinesische Außenministerium nachdrücklich um Aufklärung des Vorfalles gebeten, teilte Außenamtssprecher Martin Jäger in Berlin mit. Der schwer verletzte und gelähmte chinesische Bauer Fu Xiancai, der nach einem Interview in der ARD brutal attackiert worden war, bat unterdessen um Hilfe für seine medizinische Behandlung.

Fu Xiancai hatte sich in dem ARD-Interview über unzureichende Entschädigung beklagt und war danach von Schlägern so schwer verletzt worden, dass er durch eine angebrochene Wirbelsäule vermutlich für immer gelähmt ist. Jäger drängte darauf, dass dem Verletzten die ihm zustehende medizinische Hilfe gewährt werde. China habe eine Untersuchung des Vorfalls zugesagt und wolle die deutsche Seite unterrichten. «Wir werden sehr sorgfältig darauf achten, dass wir in dieser Frage eine Antwort bekommen.»

In einem Telefoninterview mit der Deutschen Presse-Agentur (dpa) sagte Fu Xiancai am Mittwoch vom Krankenhausbett in Yichang in der Provinz Hubei aus, das Hospital weigere sich, eine nötige Operation vorzunehmen, wenn er nicht bezahle. «Mein Halswirbel ist gebrochen. Ich liege im Bett, kann mich nicht bewegen. Ich habe kein Gefühl in meinen Beinen und Armen», sagte Fu Xiancai. «Ich kann nur den Mund bewegen und reden.»

Er sah einen klaren Zusammenhang zwischen dem Angriff auf ihn und dem Interview. «Es hat mit dem Interview zu tun. Viele Leute haben mich vorher gewarnt, mit ausländischen Medien zu reden», sagte Fu Xiancai. Die Polizei habe ihm gesagt, «wenn ich das tue, bin ich in Gefahr». Er habe oft Drohanrufe bekommen.

Hilferuf aus dem Krankenhaus

Das Krankenhaus habe gesagt, er können am Samstag operiert werden. Die Ärzte hätten ihm aber nicht zusagen können, dass die Lähmung durch seinen gebrochenen Halswirbel geheilt werden könne. «Zuerst wollten sie 60.000 Yuan (6000 Euro) haben.» Wenn er die nicht habe, so hätten sie gesagt, solle er zumindest 30.000 Yuan bezahlen. «Ich habe das Geld jetzt nicht, deswegen kann die Operation nicht vorgenommen werden.» Er appellierte an die Medien, ihm zu helfen, das Geld aufzubringen.

Seinen Angreifer habe er nicht sehen können. Er sei auf dem Rückweg von der Polizeistation gewesen, wo er wegen des Interviews verhört worden sei. «Die Polizei fragte mich, warum mich das deutsche Fernsehen interviewt hat», sagte Fu Xiancai. «Ich habe ihnen die Wahrheit gesagt, dass die örtlichen Behörden die von der Zentralregierung gezahlten Entschädigungen einkassiert haben.»

Der Berliner Außenamtssprecher Jäger mahnte vernünftige Arbeitsbedingungen für ausländische Korrespondenten in China an. Im Februar hatten mehrere Journalisten Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) bei dessen Peking-Besuch auf Restriktionen des chinesischen Staates aufmerksam gemacht. Seit dem habe es mehrere Einzelmaßnahmen gegeben, zu denen auch eine Abstimmung mit den europäischen Partnern gehöre, sagte Jäger. Auch mit Blick auf die Olympischen Sommerspiele 2008 müsse das Ziel sein, eine offene und faire Berichterstattung zu gewährleisten. (tso/dpa)

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