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Politik: Chrobog: Mir geht es gut

Stammesführer in Jemen spricht von Einigung / Telefonischer Kontakt zum entführten Ex-Staatssekretär

Berlin/Sanaa - Die Verhandlungen über die Freilassung der im Jemen entführten Familie Chrobog haben sich zur Nervenprobe entwickelt. Nach Angaben eines jemenitischen Stammesführers vom Freitagnachmittag wurde eine Einigung erzielt. Die ARD hatte zuvor am Freitag in ihrer 15-Uhr-Ausgabe der „Tagesschau“ berichtet, dass sie eineinhalb Stunden zuvor kurzen telefonischen Kontakt zu Ex-Staatssekretär Jürgen Chrobog hatte. Dabei habe Chrobog erklärt, dass es ihm gut gehe. Der 65-Jährige habe aber zu Zurückhaltung gemahnt. Die Verhandlungsführung von jemenitischer Seite habe der Verteidigungsminister übernommen. Chrobog verfolge die intensiven Bemühungen um seine Freilassung, berichtete die ARD. Als Staatssekretär im Auswärtigen Amt hatte er etliche Krisenstäbe in Entführungsfällen geleitet.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) richtete an Jemens Präsident Ali Abdullah Salah die Bitte, dem Leben und der körperlichen Unversehrtheit von Chrobog, seiner Frau Magda und der drei Söhne unbedingte Priorität einzuräumen. Nach Angaben des Auswärtigen Amtes (AA) hat Sanaa das zugesichert. Das AA setzt weiter auf eine Freilassung bis Samstagabend. Sprecher Martin Jäger sagte am Freitag in Berlin: „Wir hoffen, dass wir bis morgen Abend zu einer Lösung kommen.“ Er wiederholte: „Was wir brauchen, ist Geduld, Nerven und Zeit.“ Der Krisenstab in Berlin tagte erneut mit Steinmeier.

Unterdessen ließ die jemenitische Regierung nach Augenzeugenberichten Militärhubschrauber über den Aufenthaltsort der Geiseln fliegen, offenbar um die Entführer einzuschüchtern. Beobachter in Sanaa halten ein gewaltsames Eingreifen aber für unwahrscheinlich. Einer der Entführer drohte laut „Yemen Observer“ mit der Verschleppung der Geiseln an einen anderen Ort, falls sich Sicherheitskräfte nicht zurückhielten. Den Freitag bezeichnete er als „letzten Verhandlungstag“. Sonst würde die Familie so lange wie möglich festgehalten.

Der Präsident der deutsch-arabischen Gesellschaft Otto Wiesheu (CSU) nahm indes Chrobog vor Verdächtigungen in Schutz, sich und seine Familie leichtsinnig in Gefahr gebracht zu haben. „Wenn er sich an die Sicherheitshinweise des Auswärtigen Amtes gehalten hat – und danach sieht es aus –, dann kann man ihm und seiner Familie keinen Vorwurf machen.“ Zudem sei Chrobog auf Einladung und unter dem Schutz der jemenitischen Regierung gereist. „Dann muss man schon davon ausgehen können, dass für seine Sicherheit vor Ort auch gesorgt ist“. Wiesheu warnte vor einem „Generalverdacht“ bei Reisen in den arabischen Raum. „Risiken kann es überall geben – auch im Inland“, sagte der CSU-Politiker dem Tagesspiegel. ddp/dpa/SB

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