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Politik: Claus-Hinrich Casdorffs Tipp für den Kanzler

Die Regierung von Gerhard Schröder ist in Schwierigkeiten. Für seinen Sparkurs findet der Bundeskanzler bei den Wählerinnen und Wählern kaum Zustimmung.

Die Regierung von Gerhard Schröder ist in Schwierigkeiten. Für seinen Sparkurs findet der Bundeskanzler bei den Wählerinnen und Wählern kaum Zustimmung. Das Hauptargument gegen ihn lautet, er missachte die soziale Gerechtigkeit. Was kann er jetzt noch tun, um Erfolg zu haben? Kann und soll er überhaupt noch Erfolg haben?

Verdrossenheit - dieses Wort beschreibt präziser als alle langatmigen Gedankenbäche die Stimmung, die derzeit in der Politik und Wirtschaft Deutschlands herrscht. Die einen sind verdrießlicher Stimmung, weil ihnen das 630-Mark-Gesetz, die neuen Bestimmungen über die Scheinselbständigkeit, die Pläne für eine Vermögensabgabe und vieles andere nicht gefallen.

Die anderen schäumen vor Zorn, weil ihnen das Steuersparpaket, die Verzögerung bei den Plänen für eine "Rente mit 60" und Rentenkürzungen gegen den Strich gehen. Also alles in allem: Die rot-grüne Koalition hat auf allen Gebieten versagt, ihr schlägt eine Welle der Verdrossenheit entgegen. Es ist schon richtig, wenn viele Untersuchungen ergeben, dass die Deutschen wieder einmal die größten Pessimisten in Europa sind.

Und wenn man den Hauptschuldigen an dieser Misere sucht, dann ist er schnell gefunden: Bundeskanzler Gerhard Schröder, dieser Wackelpolitiker, der heute so und morgen so redet, der dicke Zigarren raucht, sich elegant kleidet und jeden Fernsehauftritt sucht. Weg mit ihm, da war ja selbst Helmut Kohl ein besserer Regierungschef.

Vieles ist wahr, was Schröder vorgehalten wird. Aber ihn in Bausch und Bogen zu verdammen, ist ebenso falsch. Der Niedersachse hat nur einen Kapitalfehler gemacht, nämlich seine Bereitschaft, gegen die eigene Überzeugung eine Koalition mit den Grünen einzugehen. Das Geschiebe und Gezerre war vorauszusehen, eine permanente Koalitionskrise zwischen zwei politischen Lagern, die sich im Grunde nur wenig zu sagen haben. Bei der Führungsstruktur der Grünen, bei ihrer Mischung von Fundis und Realos, bei Quasselstrippen an der Spitze kann auch ein "virtueller Vorsitzender" wie Joschka Fischer nichts an höchst überflüssigen Querelen ändern.

Wenn Gerhard Schröder einen Ausweg sucht, dann sollte er sich nach anderen Verbündeten umsehen. Selbst eine große Koalition mit der CDU ist nicht ein Erzübel. Aber daneben gibt es immer noch die Liberalen, auch dann, wenn ihnen derzeit das Wasser bis zur Unterlippe reicht. Aber wenn die FDP sich auf ihre einst so strahlende Rolle als Bürgerrechtspartei besinnt, statt Statthalter der Besserverdienenden sein zu wollen, dann kann es zu einer sozialliberalen Koalition kommen, die in der Lage ist, wie dereinst im Mai eine permanente Krise zu meistern, die von den Konservativen angerührt worden ist.

Das alles ist wahrscheinlich eine Illusion. Aber sollte sie doch noch Wirklichkeit werden, halte ich jede Wette, dass Gerhard Schröder an der Spitze einer starken SPD auch nach dem Jahre 2002 deutscher Bundeskanzler ist.Der Autor ist Fernsehmoderator und war WDR-Chefredakteur.

Der Autor ist Fernsehmoderator, war WDR-Chefred

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