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Politik: …das Aktenzeichen XY gelöst ist

Zu Eduard Zimmermann gibt es zweierlei zu sagen: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein (Johannes 8,6). Zweitens: Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche (FW Bernstein).

Zu Eduard Zimmermann gibt es zweierlei zu sagen: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein (Johannes 8,6). Zweitens: Die schärfsten Kritiker der Elche waren früher selber welche (FW Bernstein). Eduard Zimmermann also auch, Ganoven– Ede, ein Dieb, ein Schwarzhändler, ein Betrüger und Hochstapler, der sich sein Diplom zum Bauingenieur eigenhändig geschrieben hat. Vorher hat er auf der Talstraße in Hamburg bei Jack eine Packung „Senior Service“ für 60 Reichsmark gekauft und für 120 Reichsmark verkauft, also dem ungefähren heutigen Preis für eine Packung Zigaretten. So hat es Zimmermann jetzt in seiner Biografie erzählt. „Gewinnspanne: 100 Prozent!“ Die Rechnung zumindest stimmt.

Und jetzt schalten wir mal zu Teddy Podgorsky nach Wien. „Teddy, liegen bei Ihnen schon Hinweise vor?“ „Na, ois ruhig.“ „Danke, Teddy, und in Zürich, bei Werner Vetterli?“ Das war es auch meistens ruhig, wenn Eduard Zimmermann von München aus im benachbarten Ausland Fahndungserfolge für „Aktenzeichen XY … ungelöst“ abfragen wollte. Vetterli saß dabei Anfang der siebziger Jahre in einer Art Taxizentrale, so improvisiert rückte man damals noch Ganoven auf die Pelle.

Hauptsache, man rückte, Eduard Zimmermann behandelte in 300 Sendungen 2700 Kriminalfälle und 1100 wurden aufgeklärt und 2200 Straftäter festgesetzt. Wie man nun weiß, ist die Erfolgsquote nicht verwunderlich, Ede wusste ja, mit wem er es zu tun hatte. Kritisch anmerken muss man allerdings zur Sendung, dass via Bildschirm auch schon mal manch harmloser Nachbar unter Aufsicht geriet. Trotzdem war in der alten Republik XY ein Muss. Auf dem Cover der Bekenntnisse ist Zimmermann aus den sechziger Jahren abgebildet. Zigarillo, Hut, ein hinterhältiger Blick – man fragt sich, wie Ede überhaupt auch nur einen Stumpen hat verkaufen können.

Das späte Bekenntnis des einstmals strengen Sittenwächters Zimmermann ist übrigens Rot-Grün zu verdanken. Vor Rot-Grün wurden die Biografien gereinigt angeboten. Nach Joschka Fischer aus der Putztruppe ist es fast schon schick, in der Jugend Rebel with or without a cause gewesen zu sein. Vom sauerländischen Mofarocker Friedrich Merz war hier schon die Rede. Hochanständige, blitzsaubere Karriereleitern sind out. Mit blitzsauberen Karrieren würde man mit Roland Koch verglichen. Dessen Weste ist aber auch nicht sauber. Koch hat auf eine Frage nach seiner bewegten Jugend ein Erlebnis zu berichten gewusst: Er ist mal im Eis eingebrochen. Es wurde aber kein Fall für XY.uem

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