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Politik: Das Amt nach dem Amt

Tony Blair als Vermittler in Nahost?

Von
  • Markus Hesselmann
  • Hans Monath

London/Berlin - Sein Verhandlungsgeschick als Staatsmann muss Tony Blair derzeit zum letzten Mal beim EU-Gipfel in Brüssel beweisen. Doch seine Erfahrung und seine Menschenkenntnis sind offenbar auch dann noch gefragt, wenn Blair am kommenden Mittwoch als britischer Premierminister zurücktritt und mit 54 Jahren zum Elder Statesman wird. US-Präsident George W. Bush möchte Blair nach einem Bericht der „Washington Post“ zum Sondergesandten des Nahostquartetts machen. Blair zeigt sich offenbar interessiert. Eine hochrangige US-Delegation habe in den vergangenen Tagen mit ihm in London verhandelt, hieß es.

Seit einiger Zeit wird immer wieder über Blairs politische Zukunft spekuliert. Afrika und der Nahe Osten waren als mögliche Wirkungsstätten genannt worden. Nach den aktuellen Plänen würde Blair im Auftrag der USA, Russlands, der UN und der EU als Vermittler zwischen Israel und den Palästinensern tätig sein. Der Posten war seit dem Ausscheiden des früheren Weltbank-Präsidenten James Wolfensohn im April 2006 nicht besetzt. Wolfensohns Amtszeit war ohnehin auf die Zeit der Räumung Gazas zugeschnitten gewesen. Jetzt soll es für das Amt einen dauerhafteren Auftrag und erweiterte Verhandlungskompetenzen geben.

Über eine Neubesetzung sei schon mehrfach innerhalb des Nahostquartetts gesprochen worden, hieß es dazu aus deutschen Regierungskreisen. Wichtig sei bei der Personalentscheidung vor allem, dass der Kandidat bei allen Beteiligten im Nahen Osten ankomme.

Eine Sprecherin der israelischen Regierung sagte, Premierminister Ehud Olmert sei über den Vorschlag informiert. Olmert unterstütze Tony Blairs dauerhafte Bemühungen um den Friedensprozess im Nahen Osten. Weiteren Medienberichten zufolge könnte sich auch die neue palästinensische Regierung mit der Idee eines Nahostbeauftragten Blair anfreunden.

Der arabische Fernsehsender „Al Dschasira“ berichtete, er habe Informationen über „intensive Verhandlungen“ zwischen Tony Blair und den Amerikanern. Die Kommentatoren des Senders wiesen aber auch auf die Probleme hin, die ein Engagement Blairs mit sich brächte. Vor dem Hintergrund seiner massiven Unterstützung für den Irakkrieg müsse der Brite viele Skeptiker in der arabischen Welt davon überzeugen, dass er nicht parteiisch sei und nicht wie die Amerikaner Israel bevorzuge.Markus Hesselmann / Hans Monath

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