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UN-Kriegsverbrechertribunal: Das juristische Gewissen des Balkans

Das UN-Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien wurde 1993 vom UN-Sicherheitsrat im niederländischen Den Haag eingerichtet, um schwere Verbrechen während der Balkan-Kriege zu ahnden. Die wichtigsten Ereignisse von damals bis heute im Überblick.

In den vergangenen Jahren hat das Tribunal Anklage gegen 161 mutmaßliche Täter erhoben. Mehr als 60 wurden verurteilt, andere wurden freigelassen, rund 40 Verfahren stehen in absehbarer Zeit vor dem Abschluss. Nach dem früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, der im März 2006 vor dem Ende seines Prozesses in seiner Zelle starb, sind der am Donnerstag verhaftete ehemalige bosnisch-serbische Militärchef Ratko Mladic sowie der im Jahr 2008 an das Tribunal überstellte ehemalige bosnische Serbenführer Radovan Karadzic die bedeutendsten Angeklagten. Das Haager Tribunal ist zuständig für die Ahndung von Verbrechen während der Kriege in Kroatien (1991-1995), Bosnien (1992-1995), im Kosovo (1998-1999) und in Mazedonien (2001). Chefankläger ist der Belgier Serge Brammertz. Die Richter urteilen über Völkermord, Verbrechen gegen die Menschlichkeit sowie Verletzungen des Kriegsvölkerrechts und der Genfer Konventionen für Kriegsgefangene. Dabei können sie lebenslange Haftstrafen verhängen, nicht jedoch die Todesstrafe. Nach der Verhaftung Mladics fahndet das UN-Tribunal nun nur noch nach einem einzigen Angeklagten: dem früheren Serbenführer in Kroatien, Goran Hadzic. Das UN-Kriegsverbrechertribunal ist ein sogenannter Ad-Hoc-Gerichtshof und nicht zu verwechseln mit dem Internationalen Strafgerichtshof (IStGH), der ebenfalls in Den Haag ansässig ist. Eigentlich sollte der Jugoslawien-Sondergerichtshof bis 2010 die Aufarbeitung abgeschlossen haben. Aber der Karadzic-Prozess könnte sich bis 2013 hinziehen, und nach diesem zeitlichen Maßstab dürfte der Mladic-Prozess erst 2016 zu Ende sein. (Tsp/AFP/dpa)

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