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Mit Blumen danken Menschen in Stockholm der Polizei für ihr couragiertes Verhalten während des Anschlags.

© Niklas Larsson/Bildbyran via ZUMA Wire/dpa

Schweden: Das Land gedenkt der Anschlagsopfer von Stockholm

Für eine Minute ruhte das öffentliche Leben in Schweden. Das Gedenken an die Opfer des Terroranschlags in Stockholm war verbunden mit Bekenntnissen zu Offenheit und Toleranz.

Mit einer landesweiten Schweigeminute und vielen Trauerfeiern hat Schweden am Montag der Opfer des Lkw-Anschlags von Stockholm gedacht. An der Zeremonie um 12 Uhr vor dem Rathaus der schwedischen Hauptstadt nahmen neben Ministerpräsident Stefan Löfven und Bürgermeisterin Karin Wanngard fast die gesamte Königsfamilie und zahlreiche Mitglieder von Regierung und Parlament teil. Der Attentäter will nach Medienberichten auf Anweisung der IS-Miliz gehandelt haben.

"Wir werden niemals bei Gewalt klein beigeben", sagte Bürgermeisterin Wanngard nach der Schweigeminute. "Stockholm bleibt eine offene und tolerante Stadt." Regierungschef Löfven sicherte den Opfern des Attentats und ihren Familien die Unterstützung des gesamten Landes zu. Sie seien nicht allein, ganz Schweden stehe an ihrer Seite.

Der mutmaßliche Attentäter, ein 39-jähriger Usbeke mit Sympathien für den IS und andere islamistische Extremistengruppen, war am Freitagnachmittag mit einem gestohlenen Lastwagen durch eine Einkaufsstraße gerast und hatte das Fahrzeug dann in ein Kaufhaus gelenkt. Er tötete vier Menschen, 15 weitere wurden verletzt. Am Sonntag nahm die Polizei einen zweiten Verdächtigen fest. Welche Verbindung es zwischen den beiden Männern gibt, ist noch offen.

Am Sonntag hatten sich in der Stockholmer Innenstadt mehr als 20.000 Menschen versammelt, um gemeinsam der Opfer zu gedenken und ein Zeichen für Toleranz und Offenheit zu setzen. Für die Schweigeminute fanden sich am Montag erneut zahlreiche Menschen vor dem Kaufhaus Åhléns ein. Andere dankten mit Blumen den Polizisten vor Ort für ihre besonnene Reaktion auf den Anschlag.

Rechtsextreme Schwedendemokraten fordern schnellere Abschiebungen

Polizeichef Dan Eliasson äußerte sich auf einer Pressekonferenz überzeugt, dass mit dem inhaftierten 39-jährige Usbeken der Täter gefasst sei. Es sei nun an der Staatsanwaltschaft, die Anschuldigungen gegen den Mann vor Gericht zu beweisen, sagte er. Es könne aber noch bis zu einem Jahr dauern, bis die Ermittlungen abgeschlossen seien. Die Polizei habe mehrere Razzien unternommen und rund 600 Personen befragt.

Schwedische Medien gaben den Namen des mutmaßlichen Täters mit Rachmat Akilow an. Der 39-jährige Familienvater und Bauarbeiter hatte nach Polizeiangaben 2014 eine ständige Aufenthaltsgenehmigung beantragt und sollte abgeschoben werden, nachdem sein Antrag zwei Jahre später abgelehnt worden war. Er tauchte daraufhin unter, die Behörden verloren bis zu dem Attentat seine Spur.

Medienberichten zufolge hatte Akilow nach seiner Festnahme gesagt, "die Ungläubigen niedergemäht" zu haben. Er habe sein Ziel erreicht und sei "zufrieden mit dem, was er getan habe", zitierten "Aftonbladet" und "Express" aus dem Verhör des Mannes. Laut "Aftonbladet" soll er zudem ausgesagt haben, auf direkte Anweisung des "Islamischen Staates" gehandelt zu haben. Als Motiv gab er an, die "Bombardierung Syriens" müsse enden.

Der Anschlag löste unterdessen eine Debatte über die Durchsetzung von Abschiebungsbescheiden aus. Der Chef der rechtsextremen Schwedendemokraten, Jimmie Akesson, bezeichnete es als "Skandal", sollten die Berichte zutreffen, dass es den Behörden nicht gelungen ist, Akilow abzuschieben. Akesson forderte in der Zeitung "Aftonbladet" eine Abschiebehaft für alle Betroffenen, bei denen Fluchtgefahr bestehe - nach seinen Angaben trifft dies auf "10.000 bis 15.000 Fälle" zu.

Am Sonntag hatte auch Regierungschef Löfven seine "Frustration" über die langwierigen Abschiebeverfahren geäußert. "Wenn jemand abgewiesen wurde, muss er das Land verlassen", sagte der Sozialdemokrat. Nach zahlreichen Beileidsbekundungen ausländischer Staats- und Parteichefs kondolierte am Sonntag auch US-Präsident Donald Trump telefonisch dem schwedischen Regierungschef. (AFP, Reuters)

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