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Politik: Das Original des verschollen geglaubten Dokuments ist wieder aufgetaucht und wird nun ein Museumsstück

Es galt bislang als verschollen und war doch irgendwo gut aufbewahrt. Jetzt ist das 1949 in Kraft getretene Besatzungsstatut - in einer handvergoldeten Urkundenmappe aus Pergament gebunden und auf Bütten gedruckt - wieder aufgetaucht und soll nunmehr seinen Platz im Bonner Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland finden.

Es galt bislang als verschollen und war doch irgendwo gut aufbewahrt. Jetzt ist das 1949 in Kraft getretene Besatzungsstatut - in einer handvergoldeten Urkundenmappe aus Pergament gebunden und auf Bütten gedruckt - wieder aufgetaucht und soll nunmehr seinen Platz im Bonner Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland finden. Professor Hermann Schäfer, der Direktor des Hauses, präsentierte stolz das wertvolle Dokument an geschichtsträchtigem Ort: Auf dem Petersberg oberhalb des Rheins, dort, wo Bundeskanzler Konrad Adenauer am 21. September 1949 dieses Statut eher missmutig aus den Händen der Alliierten Hohen Kommissare in Empfang genommen hatte. Mit diesem Akt wurden seinerzeit die Befugnisse der Hohen Kommission im jungen Staat geregelt; das Besatzungsstatut war - bis 1955 - neben dem Grundgesetz Basis staatlichen Handelns.

Als Schäfer den sensationellen Fund jetzt vorstellte, blieb er in einem aber stumm: Von wem er es hat, bleibt ein Geheimnis. Jedenfalls ist es ihm zugesandt worden mit dem handschriftlichen Vermerk: "Ich wünsche, dass das Besatzungsstatut, das ich zufällig fand, im Haus der Geschichte auf Dauer aufbewahrt wird."

Dass dieses Besatzungsstatut irgendwann irgendwo unter Akten untergegangen ist - daran dürfte der erste Kanzler selbst mit Schuld tragen: Denn Adenauer hatte es schon zu verhindern gewusst, dass ihm dieses Dokument von den Alliierten Kommissaren auf dem Petersberg in einer feierlichen Zeremonie überreicht wurde. In einem Protokoll von 1949 heißt es dazu, Adenauer habe "durch langwierige Verhandlungen erreicht, dass der Staatsakt keinen demütigenden Charakter für die Bundesregierung erhalte . . . So habe man davon abgesehen, das Original feierlich zu überreichen".

Der Inhalt des Besatzungsstatuts war Adenauer und einem Teil seines Kabinetts auf dem Petersberg mündlich übermittelt worden. Als die deutsche Delegation nach kurzer Zeit wieder aufbrach, so erinnert sich der Kanzler in seinen Memoiren, "trat in der Garderobe ein Beamter der Hohen Kommission an meinen persönlichen Referenten Herbert Blankenhorn heran und überreichte ihm ein in Packpapier eingehülltes Buch". Erst im Auto öffnete Blankenhorn das Paket und fand "ein in Pergament gebundenes und besonders kunstvoll gedrucktes Besatzungsstatut, das aber nicht unterzeichnet war".

Das Haus der Geschichte hat den sensationellen Fund untersuchen und Textanalysen anfertigen lassen. Das Dokument ist echt. Gedruckt wurde es vor 50 Jahren in der heute noch existierenden Bonner Druckerei Carthaus und gebunden in der Buchbinderei Zieher, die es nicht mehr gibt. Den Hinweis darauf, dass es nicht unterzeichnet und womöglich ungültig sei, quittierte Adenauer später mit den Worten: "Besser wir hatten eins als keins." Es sollte alsbald im Archiv landen, kam dort aber nie an.

Klaus J. Schwehn

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