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Politik: Das Vergnügen bleibt visafrei

Deutsche Touristen brauchen weiter keine Einreisepapiere für die USA. Reiseveranstalter befürchten dennoch weniger Buchungen

Für den deutschen Touristen bleibt alles beim Alten – fast. Will er in die USA ein- und nach spätestens 90 Tagen wieder ausreisen, kann er das weiter tun, ohne ein Visum zu beantragen. Denn die Bundesrepublik nimmt zusammen mit 26 anderen Ländern am so genannten Visa-Waiver-Programm teil; deren Bürger sind beim Urlaub von der Visumspflicht befreit – daran ändern auch die neuen Pläne der US-Regierung nichts. Was ab dem 30. September aber deutlich anders werden soll, ist der Empfang in den Vereinigten Staaten. Am Flughafen muss der Tourist dann sowohl zwei Fingerabdrücke seiner Zeigefinger abgeben sowie sich fotografieren lassen. Eine Regelung, die seit Anfang des Jahres bereits bei allen Einreisenden praktiziert wird, die mit einem Visum ins Land kommen.

Ein Visum wiederum braucht der deutsche Staatsbürger dann, wenn er in den USA arbeiten will (das gilt auch für Praktikanten oder Au-Pairs), als Journalist kommt oder studieren möchte. Irritationen verursacht die Kategorie „Geschäftliche Reisen“. Eigentlich sollten Reisende aus Visa-Waiver-Staaten, die unter diese Kategorie fallen, auf ein Visum verzichten können. Doch gerade hat der Bestseller-Autor Ian McEwan eine gegenteilige Erfahrung gemacht. Auf dem Weg zu einem Kongress in Seattle wollten ihn US-Beamte nicht einreisen lassen. Möglicherweise, weil der Brite McEwan für seine Lesung bezahlt werden sollte – das verträgt sich nicht mit der Visa-Freiheit. Denn die bezieht sich ausschließlich auf Handelsabsichten, nicht auf bezahlte Arbeit.

Wer also nicht zum reinen Vergnügen kommt, sollte sich genau über die persönlichen Einreisebedingungen informieren. Das gilt auch für Sprachschüler. Bisher mussten sie ab 25 Stunden Unterricht in der Woche ein Studentenvisum vorweisen, darunter konnten sie als Touristen einreisen. Die Stundenzahl ist jetzt auf 16 herabgesetzt, sagte eine Sprecherin der Reise-Agentur Studiosus. Um zu vermeiden, dass ein Sprachschüler von einem Zollbeamten an der Grenze zurückgewiesen wird, will das Unternehmen künftig von jedem Kunden ein Visum verlangen. Das könnte zu einem Rückgang der Buchungen führen, fürchtet man bei Studiosus. Denn für ein Visum muss der Antragsteller nach Frankfurt oder Berlin fahren, die Bearbeitung kann bis zu acht Wochen dauern, und es kostet. Länder wie Kanada oder Südafrika haben dagegen keine solchen Einreisehürden. Ganz zu schweigen von Großbritannien oder Malta, das bald zu EU gehört.

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