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Jens Söring in einer Szene aus dem Dokumentarfilm «Das Versprechen - Erste Liebe lebenslänglich».

© dpa

1990 in den USA verurteilt: "Das Versprechen" - neue Hoffnung für Jens Söring

Der Deutsche Jens Söring sitzt wegen Doppelmordes in US-Haft. Er beteuerte stets seine Unschuld. Ein Dokumentarfilm könnte ihm jetzt helfen.

Als er verurteilt wurde und dann hinter Gefängnismauern verschwand, war Helmut Kohl Bundeskanzler, gab es noch keine Smartphones, und Taylor Swift war gerade einmal ein Jahr alt. Jens Söring hat mehr als die Hälfte seines Lebens hinter Gittern verbracht und beteuert seit Jahrzehnten seine Unschuld. Der heute 51-Jährige verbüßt in einem Gefängnis im US-Bundesstaat Virginia eine zweifach lebenslange Haftstrafe – für einen Doppelmord, den er nicht begangen habe, sagt er. Nicht nur wegen einer neuen DNA-Analyse, die Zweifel an dem Urteil gegen ihn verstärkt, erhält der Fall Söring jetzt neue Aufmerksamkeit in den USA: In amerikanischen Kinos ist ein deutscher Dokumentarfilm über Söring zu sehen.

Der deutsche Diplomatensohn Söring soll 1985 in Virginia die Eltern seiner damaligen Freundin Elizabeth Haysom ermordet haben. Zusammen mit Elizabeth floh er vor der US-Justiz, doch das Paar wurde schließlich in London gefasst. Zunächst legte Söring ein Geständnis ab – einzig und allein, um Haysom vor dem elektrischen Stuhl zu bewahren, wie er später sagte: Er habe fälschlicherweise geglaubt, als Sohn eines Diplomaten einen gewissen Schutz zu genießen. Er widerrief sein Geständnis – doch es half ihm nichts. Nach einem Prozess, der in den USA und international viel Aufsehen erregte, wurde Söring 1990 verurteilt. Elizabeth Haysom bezeichnete sich als Komplizin und erhielt 90 Jahre Haft.

Er findet sich mit seinem Schicksal nicht ab

Über die Jahre hat Söring im Gefängnis mehrere Bücher geschrieben, sich aber nie mit seinem Schicksal abgefunden. Kritiker sprechen von vielen Ungereimtheiten im Söring-Prozess. Ein Dutzendmal hat der Verurteilte seine vorzeitige Haftentlassung beantragt, immer wieder wurden die Anträge abgewiesen. Sogar Bundeskanzlerin Angela Merkel setzte sich für ihn ein, ebenfalls vergebens. Erst vor einigen Tagen hat der scheidende Gouverneur von Virginia, Terry McAuliffe, eine Entscheidung über den deutschen Häftling abgelehnt. McAuliffe überlässt den Fall seinem Nachfolger Ralph Northam, der Mitte Januar sein Amt antritt.

Sörings Hoffnung, dass er trotz der vielen gescheiterten Versuche bald freikommen könnte, stützt sich vor allem auf eine DNA-Untersuchung aus dem vergangenen Jahr. Sie legte nahe, dass das am Tatort gefundene Blut des Täters nicht von Söring stammte. Chip Harding, ein von Sörings Anwalt mit einem Gutachten beauftragter Polizeibeamter, forderte vor wenigen Monaten die Freilassung des Deutschen. Der neue Gouverneur Northam wird entscheiden müssen, ob die neuen Erkenntnisse zur Haftentlassung von Söring führen.

Möglicherweise wird der Film „Das Versprechen“ des Filmemachers Marcus Vetter und der Journalistin Karin Steinberger dazu beitragen, den Blick der USA auf den Fall Söring zu verändern. Der zweistündige Dokumentarstreifen ist unter dem Titel „Killing for Love“ in diesen Tagen in mehreren amerikanischen Städten angelaufen; bei einer Vorführung in Hollywood an diesem Freitag wird der Schauspieler Martin Sheen – bekannt aus „Apocalypse Now“ und der Fernsehserie „West Wing“ – erwartet.

Söring hatte gehofft, die Unterstützung durch Sheen und den Film nicht mehr zu brauchen. Er setzte darauf, dass der scheidende Gouverneur McAuliffe seine Freilassung anordnen würde. Doch er wurde enttäuscht.

„Ich bin am Boden zerstört“, sagte Söring dem Magazin „The New Yorker“ vor wenigen Tagen. Er verstehe nicht, warum die Bewertung der neuen DNA-Analyse so lange dauere. Seit 31 Jahren und knapp acht Monaten sitze er jetzt hinter Gittern, sagte Söring dem Magazin: „Ich hatte wirklich gehofft, dieses Jahr zu Weihnachten zu Hause in Deutschland sein zu können.“

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