zum Hauptinhalt

Datenaffäre: Bahn überwachte Journalisten

Die Deutsche Bahn hat bei der Überwachung des E-Mail-Verkehrs ihrer Mitarbeiter auch die Kontakte zum Tagesspiegel überwachen lassen. Wie es in Kreisen der Sonderermittler zur Datenaffäre hieß, wurden allgemein an diese Zeitung adressierte Mails geprüft.

Berlin - Einzelne Journalisten der Redaktion standen nicht auf der Liste der Bahn-Forscher, hieß es weiter. Im Rahmen des als „Leakage“ (Informationsabfluss) bezeichneten Projekts prüfte die Bahn von 2005 an, ob zwischen ihren Mitarbeitern und außenstehenden Adressen E-Mail-Verkehr stattfand. Damit wollte sie nach undichten Stellen in ihrem Konzern forschen und die verantwortlichen Mitarbeiter dafür zur Rechenschaft ziehen. Die Bahn bezeichnet den Informationsabfluss als geschäftsschädigend und kriminell.

Neben dem Tagesspiegel standen der „Spiegel“, „Capital“, „Manager Magazin“, „Financial Times Deutschland“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“, „Welt“, „Wirtschaftswoche“, „Focus“, „Handelsblatt“, die Deutsche Presse- Agentur und die Agentur Reuters auf der Liste der Bahn. Vor allem den Reuters- Journalisten Markus Wacket hatten die Fahnder im Visier und suchten nach seinen Quellen. Wacket ist auch Autor des Buches „Mehdorn, die Bahn und die Börse“, in dem die Vorgehensweise und die Strategie des scheidenden Konzernchefs stark kritisiert werden.

Hinzu kam darüberhinaus eine Reihe von Experten an Universitäten, außerdem Kritiker der Bahn, etwa bei Unternehmensberatungen.

Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte über die Überwachungspraxis der Bahn berichtet und wies darauf hin, dass es der Bahn dennoch nicht gelang, kritische Vorgänge vor der Öffentlichkeit geheim zu halten. Der eben zurückgetretene Konzernchef Hartmut Mehdorn soll sich mehrfach über Lecks bei der Bahn beklagt haben. Der Vorsitzende der Bahn-Gewerkschaft GDBA, Klaus-Dieter Hommel, verlangte von der Politik, ein Arbeitnehmer-Datenschutzgesetz zu verabschieden. „Hier besteht eine Lücke. Der Gesetzgeber muss verhindern, dass hier weiterhin Wildwuchs geschieht“, sagte er. brö/Tsp

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false