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Bundeswehr: De Maizières Freiwillige

Der CDU-Mann begrüßt die ersten Rekruten nach Abschaffung der Wehrpflicht. Er spricht von Ehre, sie von Berufschancen.

Berlin - Für die Neuen hat der Minister einige altehrwürdige Begriffe parat. Thomas de Maizière spricht bei der Begrüßung der ersten neuen Bundeswehr-Freiwilligen von „dienen“, „Kameradschaft“, „Stolz“, „Patriotismus“ und „Ehre“. Er steht im dunkelblauen Anzug vor dem Gebäude der Berliner Julius-Leber-Kaserne, vor ihm warten in einer langen Reihe die künftigen Soldaten. Von den 158 Freiwilligen, die heute in Berlin zum Dienst antreten, kommen 123 zum Wachbataillon, das bei Staatsempfängen antritt.

„Guten Morgen. Wie heißen Sie?“, ruft der Minister dem Ersten entgegen. Jeden begrüßt er mit Handschlag. Die künftigen Freiwilligen, in ziviler, sportlicher Kleidung, mit Reisetaschen in der Hand, die meisten mit kurz geschorenen Haaren, gehen einzeln auf den Politiker zu. Allen stellt de Maizière einige Fragen. Die Rekruten bleiben kurz angebunden. Der leibhaftige Minister, zahlreiche Fernsehkameras und Mikrofone wirken einschüchternd. „Aufgeregt?“, fragt der Minister einen Freiwilligen. „N’ bisschen“, sagt der. „Können Sie auch sein“, erwidert de Maizière und lächelt.

Der Minister steht vor einer blauen Werbebande, in weißer Schrift stehen drei Wörter darauf: „Wir. Dienen. Deutschland“. Das sei der „Kern der neuen Kernbotschaft“, sagt de Maizière. Sein Haus habe die Kampagne selber entwickelt, ohne professionelle Agentur. An das Werben muss sich das Verteidigungsministerium erst noch gewöhnen: Seit dem 1. Juli, seit dem Ende der Wehrpflicht, komme kein junger Mann mehr automatisch zur Armee. „Am Freitag hat die Bundeswehr aufgehört zu existieren als Wehrpflichtarmee“, sagt der Verteidigungsminister.

Tatsächlich stellt die Abschaffung der Wehrpflicht nach fast 55 Jahren und knapp acht Millionen Wehrdienstleistenden eine Zäsur für die Truppe dar. 15 000 Freiwillige wollte die Bundeswehr ursprünglich anwerben. De Maizière hatte die Erwartung dann auf 5000 gesenkt. 3419 neue Freiwillige, darunter 44 Frauen sind es nun. Gemeinsam mit rund 10 000 ehemaligen Wehrpflichtigen, die nach ihrer sechsmonatigen Dienstzeit verlängert haben, kommt die Bundeswehr momentan auf 13 916 Freiwillige. Alles in allen sei dies erfreulich, urteilt de Maizière. „Wir müssen uns anstrengen, dass die Zahlen künftig so bleiben.“

Drei Gründe nennt der Minister, warum die Bundeswehr ein attraktiver Arbeitgeber für junge Leute sei: Das Geld stimme, findet de Maizière. Rund 1000 Euro im Monat steuerfreien Sold bekommen die Freiwilligen ausbezahlt. Zudem gebe es eine gute Ausbildung, die jungen Leute lernten hier etwas fürs Leben. Außerdem sei der Dienst „ehrenvoll“, sagt er. „Wir dienen einer guten Sache.“ Und nirgendwo gebe es eine solch innige Kameradschaft – „nicht einmal bei der Polizei“.

Von Ehre, Stolz oder Kameradschaft sprechen die meisten Freiwilligen nicht. Mancher hat keinen Ausbildungsplatz bekommen, andere wussten nicht, was sie nach dem Abitur machen sollten. Ein 21-jähriger Berliner hat gerade das Gymnasium beendet – nach einer Ehrenrunde. Er hatte sich schon vor einem Jahr für die Armee entschieden. Als der Wehrdienst abgeschafft wurde, blieb er dabei. Für zwölf Monate wird er nun im Wachbataillon dienen. „Nach 13 Jahren Schule wollte ich etwas anderes machen“, sagt er. „Und es gibt ja auch Geld.“ Beim Militär werde er Disziplin lernen. Das hofft auch ein 18-Jähriger. Zum Wachbataillon ist er gegangen, weil dessen Soldaten nicht nach Afghanistan müssten, sagt er. „Man muss es ja mit der Pflicht nicht übertreiben.“

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