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Politik: Der Anschlag in Hebron setzt Barak und Arafat unter gehörigen Zeitdruck (Meinung)

Die Saat des Misstrauens, die Benjamin Netanjahu ausgesät hat, geht auf: Die Krise in den israelisch-palästinensischen Verhandlungen beruht einzig darauf, dass die Palästinenser den Worten der israelischen Gegenseite keinen Glauben mehr schenken. Doch Arafat steht mit seinem Misstrauen nicht alleine da: Auch Washington scheint Vorbehalte gegenüber der Glaubwürdigkeit der israelischen Regierung zu haben, weshalb Madeleine Albright wohl zuerst israelische Taten sehen will, bevor sie sich in den Nahen Osten aufmacht.

Die Saat des Misstrauens, die Benjamin Netanjahu ausgesät hat, geht auf: Die Krise in den israelisch-palästinensischen Verhandlungen beruht einzig darauf, dass die Palästinenser den Worten der israelischen Gegenseite keinen Glauben mehr schenken. Doch Arafat steht mit seinem Misstrauen nicht alleine da: Auch Washington scheint Vorbehalte gegenüber der Glaubwürdigkeit der israelischen Regierung zu haben, weshalb Madeleine Albright wohl zuerst israelische Taten sehen will, bevor sie sich in den Nahen Osten aufmacht.

In Jerusalem bleibt man gelassen: Die Krise sei keine echte, sondern von den Palästinensern zu einer solchen aufgeblasen worden. Ehud Barak werde sein Wort halten und das Wye-Abkommen umsetzen, wenn die Palästinenser darauf bestehen. Fortan wird der neue Regierungschef nicht mehr an seinen Worten, sondern nur noch an seinen Taten gemessen.

Nicht nur der israelische Regierungschef ist derzeit in einer unangenehmen Ausgangslage für das nächste Gipfeltreffen und die bald folgenden Verhandlungen über die Wye-Umsetzung: Der nächtliche Anschlag in Hebron, bei dem zwei Siedler aus einem Hinterhalt niedergeschossen und verletzt wurden, - der erste in der Amtszeit Baraks - vergrößert den Druck auf Arafat, noch härter und entschlossener nicht nur gegen die einzelnen Terroristen, sondern auch gegen die Infrastruktur des Terrors überhaupt vorzugehen.

Die Kugeln von Hebron und die geharnischten Proteste als Folge zeigen aber auch, dass die Opposition gegen den Friedensprozess nach wie vor praktisch ein Vetorecht mittels Terror besitzt. Hätte der Anschlag Todesopfer gefordert, wäre er im israelischen Kernland erfolgt, oder hätte er mehr Menschenleben gefährdet, dann würde heute nicht mehr von der Umsetzung des Wye-Abkommens gesprochen, sondern es würde eine "Denkpause" eingelegt und danach müsste man sich um die Wiederaufnahme der Kontakte bemühen.

Barak und Arafat - beide stehen jetzt unter großem Zeitdruck: Es gilt, so schnell wie nur eben möglich Fortschritte zu erzielen, sei es mittels Rückzügen und Häftlings-Freilassungen, oder weiteren Verhaftungen und Beweisen dafür, dass die Kontrolle nicht aus der Hand gleitet. Wenn sich beide nächste Woche wieder treffen, sind sie sich gegenseitig nicht nur Antworten schuldig: Sie müssen präzise Daten setzen für die nächsten Schritte, für Rückzüge, Freilassungen und Verhaftungen.

Charles Landsmann

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