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Politik: Der Aufstand alter Männer - Wer jetzt in der CDU eine Intrige gegen Merkel einfädelt, hat schon verloren (Kommentar)

Das liebste Spiel der CDU ist derzeit das Gedankenspiel. Kein Christdemokrat, ob von der Basis oder aus der Spitze, der sich nicht den Kopf zerbrechen würde, wie sich das offene Führungsproblem der größten Oppositionspartei lösen ließe.

Von Robert Birnbaum

Das liebste Spiel der CDU ist derzeit das Gedankenspiel. Kein Christdemokrat, ob von der Basis oder aus der Spitze, der sich nicht den Kopf zerbrechen würde, wie sich das offene Führungsproblem der größten Oppositionspartei lösen ließe. Eine offensichtliche, für die Mehrheit akzeptable Lösung gibt es nicht - sonst wäre das Problem längst keins mehr.

Denn die Idee, jetzt erst mal in die Mitgliedschaft hineinzuhorchen, ist ja keineswegs Folge einer neuen Vorliebe für Basisdemokratie, sondern Ausdruck der Ratlosigkeit. Gäbe es den starken Kandidaten oder die starke Kandidatin, die Christdemokraten hätten ihn oder sie längst auf den Schild gehoben.

So werden in mehr oder weniger wichtigen Zirkeln seit Wochen mehr oder weniger tragfähige Lösungen theoretisch durchgespielt. Das nimmt ziemlich absurde Formen an, weil es keine wirklich neuen Ideen mehr gibt. Übergangslösung - oder Neuanfang? Die Frage hat sich inzwischen so gut wie erledigt: Eine Übergangslösung à la Thüringens Bernhard Vogel, wie sie anfangs im Gespräch war, ist aus dem Rennen, weil niemand sie wirklich will. Der zweite oft genannte "Übergangskandidat", Kurt Biedenkopf, wäre ohnehin keiner. Denn der alte Kohl-Kontrahent würde sich kaum damit begnügen, zwei Jahre lang die Geschäfte zu verwalten und dann einem Jüngeren Platz zu machen. Kurt Biedenkopf würde zum Abschluß seines Politikerlebens die christdemokratische Partei noch einmal gestalten wollen.

Nun ist den Spitzenleuten der CDU beim "Hineinhorchen" in die Basis bisher der Name Kurt Biedenkopf eher selten entgegengeschallt. Dafür um so häufiger der Name Angela Merkel. Das passt manchem nicht. Die Generalsekretärin steht nämlich allseits im Verdacht, dass sie der Aufgabe gewachsen sein könnte.

Schlechte Aussichten also für alle, die wie sie der jüngeren Generation angehören, aber aus verschiedenen Gründen sich derzeit nicht selbst um das Spitzenamt bemühen können. Schlechte Aussichten auch für alle, die einen allzu radikalen personellen Neubeginn scheuen, weil sie um ihren Einfluss fürchten, der an die alten Strukturen gebunden ist. So erklärt sich auch, dass jetzt Berichte durch die Welt geistern, vier Herren hätten eine "Vorentscheidung" getroffen: Biedenkopf solle nun doch CDU-Chef werden. Das hat seine innere Logik. Wenn jemand Angela Merkel noch verhindern will, bleibt nach dem faktischen Ausfall des Wahlverlierers Volker Rühe nur noch der Alt-Erneuerer der CDU als Gegenkandidat.

Nur: Wer immer da sein Spiel zu treiben versucht - so funktioniert es nicht mehr. Schon deshalb nicht, weil es in der Union keine vier Herren gibt, die eine solche Vorentscheidung überhaupt treffen könnten - und schon gar nicht die Herren Rühe, Stoiber, Merz und Biedenkopf. Im Gegenteil: Wenn jemand unbedingt Angela Merkel den Weg zur Spitze ebnen will, braucht er nur zu behaupten, irgend jemand versuche gegen oder auch nur ohne die populäre Generalin in stillen Hinterzimmern ein Komplott zu schmieden.

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