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Kämpferisch. DGB-Chef Michael Sommer bei seinem Auftritt am Samstag. Foto: Reuters

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DGB: Der Banker als Feindbild

DGB-Chef Sommer rechnet auf der zentralen Maikundgebung in Essen mit der Kreditbranche ab.

Der Essener Oberbürgermeister lieferte Michael Sommer eine nette Vorlage. Als erster Redner bei der offiziellen Maikundgebung nutzte Reinhard Paß die Chance, bei den „lieben Kolleginnen und Kollegen von Karstadt“ zu punkten. Die waren unübersehbar mit ihren Transparenten und Schildern in der Menge. „Karstadt Essen ist auch Kultur“, hatten sie getextet und versuchten damit deutlich zu machen, dass man sie absaufen lasse, während allerorten über die Kulturhauptstadt Essen geredet wird. Den inzwischen durch einen Finanzinvestor gebeutelten Mitarbeitern des taumelnden Kaufhauskonzerns rief der Sozialdemokrat Paß zu: „Die Verkäuferin bezahlt die Zeche und das ist ungerecht.“ Obwohl sie in den zurückliegenden Jahren mit immer neuen Sparpaketen und Gehaltsabschlägen versucht haben, ihr Unternehmen zu retten, sollen sie jetzt erneut bluten; ansonsten will der Finanzinvestor sein Angebot zurückziehen.

Derart eingestimmt, intonierte DGB- Chef Michael Sommer eine noch härtere Gangart, als er es ohnehin bei Maikundgebungen zu tun pflegt. „Dieser Tag ist kein Feiertag“, begann er seinen Vortrag und schlug die Brücke zwischen den aus seiner Sicht miesen Bedingungen auf dem Arbeitsmarkt und der Finanzkrise. „Noch immer sind hunderttausende Arbeitsplätze bedroht, noch immer hat sich unsere Wirtschaft nicht von den Schäden erholt, die ihr durch das Treiben von gewissenlosen Spekulanten zugefügt worden sind“, schimpfte Sommer und das Publikum applaudierte dankbar, auch die Karstadt-Mitarbeiter, denen er zurief, „ihr dürft nicht die Opfer dieser Krise werden“.

Im Moment sieht es freilich nicht so aus, als wenn die Politik die Mitarbeiter bei Karstadt schützen würde, und weil Sommer das natürlich weiß, polterte er gegen die Finanzbranche, wie er es selten zuvor getan hat. „Ohne Scham laufen deren Wetten weiter, gegen den Euro, gegen ganze Staaten, gegen uns“, platzte es aus dem Gewerkschaftsboss heraus und je kräftiger er attackierte, umso heftigeren Beifall erntete er aus dem Publikum. Dass die Bundesregierung diese Stimmungslage inzwischen auch aufgenommen hat und über Beiträge der Verursacher nachdenkt, ist Sommer nicht verborgen geblieben, überzeugend scheint er das nicht zu finden. „Mit Sprüchen zur sozialen Marktwirtschaft ist es nicht getan“, ruft er deshalb Angela Merkel zu und geht dann zum Frontalangriff auf Banker und Broker über. „Es ist kriminell, was Investmentbanker aushecken“, ruft er und verlangt von der Politik, dass sie Leerverkäufe und Kettenverbriefungen verbietet, eine Finanzmarkttransaktionssteuer einführt und sich nicht auf die Bankenabgabe beschränkt, die gegenwärtig diskutiert wird. Die sei ohnehin „so lächerlich gering, dass sie nicht einmal den Bankrott einer Dorfsparkasse auffangen könnte“. Der Beifall steigert sich noch, als Sommer die realen Arbeitsbedingungen in vielen Betrieben anprangert, sich vehement gegen ausufernde Leiharbeit ausspricht und einen Mindestlohn von 8,50 Euro fordert.

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