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Politik: Der ewige Zweite will nach vorn

In London verschärft die Irakkrise den Machtkampf zwischen Brown und Blair

Wenn Großbritanniens Schatzkanzler Gordon Brown im Unterhaus Haushaltspläne vorlegt und die positiven britischen Wirtschaftsdaten herunterrasselt, ist das wie eine Bewerbung. Der kluge Wirtschaftsmanager und eiserne Sparkanzler, der riesige Ausgabensteigerungen für Gesundheit, Bildung und Terrorismusbekämpfung ermöglicht hat, ließ auch am Montag wieder keinen Zweifel daran, dass er als Kassenwart in der Innenpolitik den Ton angibt. Premier Tony Blair, der außenpolitisch weniger glücklich operiert, bleibt nichts anderes übrig, als seinen Schatzkanzler vom Nebensitz aus mit dem im Parlament üblichen kräftigen „Yeh“ anzufeuern.

Aber die Harmonie trügt. Berichte, wonach Blair Ende Mai kurz vor dem Rücktritt stand, haben die Dauerfehde zwischen Brown und Blair wieder aufleben lassen. Es gibt den Verdacht, dass Brown diese Gerüchte bewusst in die Welt setzen ließ, um Blair kurz vor der Vorlage des Butler-Berichts über die Geheimdienstberichte im Zusammenhang mit dem Irak zu schwächen. Blairs Retourkutsche kam in der „Sun“. In dicken Lettern zitierte das Blatt Blair auf der Titelseite: „Ich bleibe noch fünf Jahre im Amt“ – eine ganze weitere Amtszeit, vielleicht sogar noch für einen vierten Wahlkampf.

Für Brown, den ewigen Zweiten, ist das ein schwerer Schlag. Wie die „Sun“, die den besten Draht in die Downing Street hat, berichtet, war er in den vergangenen Wochen deshalb so gut gelaunt und feilte mit Reden über Kindererziehung und Großbritanniens Rolle in der Welt an seinem staatsmännischen Profil, weil Blair ihm den Amtswechsel in diesem Sommer so gut wie versprochen hatte. Aus der Umgebung Browns war immer wieder der Hinweis zu hören gewesen: „Im Herbst wird alles anders“.

Wie es wirklich kommt, wird man Ende dieser Woche genauer wissen. So hat der frühere Chef des militärischen Geheimdienstes, John Walker, die Regierung Blair für ihr Vorgehen im Irakkrieg wieder scharf angegriffen. Der BBC sagte Walker, normalerweise stellten die Informationen der Geheimdienste Leitlinien für die Politik des Kabinetts dar. Aber in den Monaten vor dem Krieg sei dieses Prinzip umgekehrt worden. Dies sei für ein Land extrem gefährlich. Am Mittwoch wird der Butler-Bericht vorgestellt, und am Donnerstag stehen zwei Nachwahlen in Labourwahlkreisen mit starker muslimischer Bevölkerung an. All dies könnte Blairs Amtsfreude einen gewaltigen Dämpfer versetzen. Sicher ist nur eins: Die Zusammenarbeit von Brown und Blair wirkt immer angespannter.

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