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Der Limburger Bischof Tebartz-van Elst hat sich offenkundig nicht lange damit aufgehalten, ob weltliche Vermögensverwaltungsräte seinem Bauvorhaben zustimmen oder nicht.

© dpa

Der Fall Franz-Peter Tebartz-van Elst: Vollmacht von oben

In der Debatte um die Limburger Residenz von Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst geht es auch um zwei unterschiedliche Kirchenbilder: Für einige ist ein Bischof so etwas wie ein Monarch, für den Papst hingegen ein Diener der Menschen.

Jede halbe Stunde kommt eine neue Meldung über den Ticker, wird ein weiteres Detail über die Verfehlungen des „Protz“-Bischofs bekannt. Es geht in der Debatte um den Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst längst nicht mehr nur um die Lügen eines Geistlichen oder darum, dass er zu viel Geld an der falschen Stelle eingesetzt hat. Es geht um zwei Kirchenbilder, die sich unversöhnlich gegenüberstehen. Das erklärt auch, warum die Debatte so ehrgeizig und heftig von Kirchenkritikern und Kirchenfreunden vorangetrieben wird.

Auf der einen Seite steht die Kirche, die um sich selbst kreist. Papst Franziskus nennt sie die „egozentrische“ oder „mondäne“ Kirche. Ihr geht es um Äußerlichkeiten, sie ist selbstbezogen und theologisch narzisstisch. „Die egozentrische Kirche beansprucht Jesus für sich drinnen und lässt ihn nicht nach draußen treten“, sagte Jorge Bergoglio in seiner Rede im Vorkonklave, bevor er zum Papst gewählt wurde. Die egozentrische Kirche lebe „in sich, von sich und für sich“. Für diese Haltung steht der Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Aber auch der Chef der mächtigen Glaubenskongregation in Rom, Gerhard Ludwig Müller. Erst am Wochenende stärkte er Tebartz-van Elst den Rücken und erklärte, die Vorwürfe gegen den Limburger Kollegen seien eine reine „Medienkampagne“.

Göttliches Recht oder: Ein Bischof muss sich nicht für sein Tun rechtfertigen

Für die Freunde dieses Kirchenbildes ist die katholische Kirche eine von Gott gestiftete Monarchie mit einem absolutistischen Herrscher an der Spitze. Als Gerhard Ludwig Müller noch Bischof von Regensburg war, konnte man auf der Internetseite des Bistums unter dem Stichwort „göttliches Recht“ nachlesen, was er damit meinte: „Die unmittelbare, persönliche und direkte Hirtengewalt des Bischofs, die sich auf die ihm anvertraute Ortskirche erstreckt, wird aus göttlichem Recht abgeleitet.“ Diese „bischöfliche Hirtengewalt“ werde nur durch den Papst begrenzt. Für Müller steht dieses göttliche Recht auch über dem Kirchenrecht. Keine Frage: Nach diesem Kirchenverständnis muss sich ein Bischof nicht für sein Tun rechtfertigen, schon gar nicht der Welt gegenüber. 2003 verbot Müller „allen Katholiken der Diözese Regensburg“, sich bei „Streitigkeiten, die im Rahmen ihrer kirchlichen Ämter und Aufgaben entstehen“, an weltliche Gerichte zu wenden. Er berief sich dabei auf seine „bischöfliche Vollmacht“. Natürlich liegt es nach diesem Verständnis auch in der „bischöflichen Vollmacht“, über solche weltlichen Dinge wie das Kirchenvermögen zu bestimmen oder zu entscheiden, ob eine Badewanne 1500 oder 15 000 Euro kosten darf. Ob irgendwelche Vermögensverwaltungsräte zustimmen oder nicht – mit solchen Fragen hat sich auch Tebartz-van Elst offenkundig nicht lange aufgehalten. Den zuständigen Gremien hat er 2012 und 2013 erst gar keine Kostenaufstellungen vorgelegt.

Papst Franziskus setzt auf die dienende Kirche

Diesem Kirchenbild setzt Papst Franziskus die „verkündende“ Kirche – man könnte auch sagen: dienende Kirche – entgegen. Sie kreist nicht um sich selbst, sondern „tritt aus sich heraus und geht an die Grenzen, auch an die Grenzen der Ungerechtigkeit, der Ignoranz, der fehlenden Praxis, des Denkens und jeglichen Elends“. Auch für Franziskus ist das Papst- oder Bischofsamt nicht zu vergleichen mit weltlichen Ämtern. Auch für ihn ist das geistliche Amt göttlich inspiriert. Aber Franziskus leitet daraus etwas anderes ab.

Er will nicht wie ein Monarch leben und absolutistisch regieren. Bescheidenheit, Armut, sich auf die Suche begeben, zuhören, Zweifel zugeben und nicht alles von vornherein besser wissen – so sieht sein Programm aus. Dieser Ansatz passt natürlich besser zur Demokratie in der westlichen Welt als das monarchische Kirchenbild. Welches Amtsverständnis und welches Kirchenbild besser in die heutige Lebenswelt passt, kann aber auch für Franziskus nicht der Maßstab sein. Für ihn zählt die Frage, wie er der „göttlichen Liebe zu den Menschen“ einen Weg bahnen kann.

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