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Politik: Der Finanzminister galt in NRW als graue Eminenz von Politik und Wirtschaft

Fast wie einst Herbert Wehner ging Heinz Schleußer oft grummelnd durch die Flure des Landtags in Düsseldorf und seines Ministeriums. Als kantig und kompetent galt der Mann, dessen Rücktritt eine große Lücke im Kabinett von Nordrhein- Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) hinterlässt.

Fast wie einst Herbert Wehner ging Heinz Schleußer oft grummelnd durch die Flure des Landtags in Düsseldorf und seines Ministeriums. Als kantig und kompetent galt der Mann, dessen Rücktritt eine große Lücke im Kabinett von Nordrhein- Westfalens Ministerpräsident Wolfgang Clement (SPD) hinterlässt. "Ein erschreckend starker Finanzminister" sei Schleußer, hat der ehemalige nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD) einmal ebenso respektvoll wie zufrieden über seinen langjährigen Kassenwart gesagt. Als solider Finanzfachmann genoss Schleußer über die Parteigrenzen hinweg bundesweites Ansehen. In der steuerpolitischen Debatten war der dienstälteste Finanzminister der Bundesrepublik stets ein Mann der leisen Töne.

Schleußer absolvierte eine sozialdemokratische Bilderbuchkarriere: Geboren 1936 in Oberhausen, wurde er nach einer Schlosserlehre Geschäftsführer der IG Metall. Gleichzeitig begann die Parteikarriere: erst Stadtrat, dann Landtagsabgeordneter und seit 1988 Finanzminister. Zuletzt galt er als graue Eminenz der Düsseldorfer Landesregierung und zog als Aufsichtsratsmitglied der Westdeutschen Landesbank und des Thyssen-Konzerns auch in der Wirtschaft des Industrielandes an den Fäden der Macht. Er wurde auch der "Mann mit den vielen Hüten" genannt.

Dabei nahm es der Minister mit der Verfassung allerdings nicht immer ganz genau. 1990 finanzierte er in Wahlkampfzeiten am Landtag vorbei eine Fünf-Millionen-Mark-Kampagne zur Müllvermeidung. Der nordrhein-westfälische Verfassungsgerichtshof sah darin einen Bruch der Verfassung.

Zwei Jahre später spielte er eine tragende Rolle bei der Ansiedlung des größten europäischen Einkaufszentrum in seinem Wahlkreis Oberhausen. Schleußer trat als Oberhausener Landtagsabgeordneter und Minister, Aufsichtsrat der Verkäuferin Thyssen AG und der ebenfalls beteiligten Westdeutschen Landesbank gleich auf mehreren Seiten in Erscheinung und musste sich von den Verfassungsrichtern vorhalten lassen, gleich zweimal gegen das Haushaltsrecht und die Landesverfassung verstoßen zu haben. Doch auch ein Untersuchungsausschuss konnte den Kämpfer Schleußer, der 1997 eine Krebserkrankung besiegte, damals nicht zum Rücktritt bewegen.

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