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Politik: Der Krieg nach dem Krieg

Die Friedensgespräche für Sudan stehen vor dem Durchbruch – doch schon sind neue Kämpfe ausgebrochen

Einer der längsten Bürgerkriege Afrikas könnte bald ein Ende finden. Die Friedensgespräche für Sudan, wo seit 20 Jahren der muslimische Norden gegen den christlich-animistischen Süden kämpft, stehen offenbar vor einem Durchbruch. Gleichzeitig jedoch werden aus dem Westen des Landes neue Kämpfe gemeldet. „Verräter, Abtrünnige und Söldner des Auslandes“, beschimpfte denn auch Sudans Präsident Omar al Beschir die Rebellen in der Region Darfur. Während die Regierung mit den Rebellen der SPLA aus dem Süden ernsthafte Verhandlungen in Kenia führt und deren Anführer John Garang schon persönlich getroffen hat, spricht er der Rebellion im Darfur jegliche politische Motive ab: Er werde diesen Aufstand „auslöschen“, teilte al Beschir zum Jahreswechsel mit. Die Auseinandersetzungen kommen Khartoum denkbar ungelegen, schmälern sie doch den bevorstehenden Erfolg bei den Verhandlungen mit der SPLA.

Noch sind die Gespräche in der noblen Simba-Lodge am Naivasha-See in Kenia nicht abgeschlossen. Doch es besteht weitgehend Einigkeit über den Inhalt des geplanten Abkommens. Es sieht eine sechsjährige Autonomiephase und eine anschließende Volksbefragung vor. Strittige Punkte sind, ob auch die Nuba-Berge und die Regionen Abyei sowie südlicher Blauer Nil zum Autonomiegebiet gehören werden. In der wichtigen Frage der Rohstoffausbeutung scheint hingegen eine Übereinkunft so gut wie sicher. Schon im Dezember hatte man sich geeinigt, die Einkünfte aus den Ölvorkommen im Süden je zur Hälfte dem künftigen Autonomiegebiet und der Zentralregierung zur Verfügung zu stellen. An diesem Dienstag nun bestätigte SPLA-Sprecher Jassir Arman, diese Formel solle auch auf andere Staatseinkünfte angewandt werden.

Angesichts der positiven Entwicklung bei den Verhandlungen kündigten die UN an, die Rückkehr von Flüchtlingen nach Sudan vorzubereiten. Ein achtköpfiges Expertenteam solle Vorkehrungen für den Fall treffen, dass nach dem endgültigen Friedensschluss ein Teil der rund fünf Millionen Vertriebenen nach Sudan zurückkehren wolle. Viele von ihnen leben seit Jahren in Flüchtlingslagern in Kenia, Äthiopien, Uganda oder Tschad.

Die neuen Kämpfe im Westen dämpfen jedoch die Hoffnung auf einen dauerhaften Frieden. Noch im September hatte Beschirs Regime mit der im Darfur kämpfenden Befreiungsbewegung des Sudan (MLS) einen Waffenstillstand geschlossen. Am Wochenende teilte der MLS-Sprecher Ahmed Abdel-Schafi Jagoub indes mit, Regierungssoldaten hätten ein Dorf westlich des Berges Marra überfallen und 200 Zivilisten getötet. Er sprach von einer „ethnischen Säuberung“. Die MLS wehrt sich mit Attacken auf Regierungsstellen: So ermordeten Rebellen in der Stadt Chiarijah im Südstaat des Darfur drei Polizisten und drei Geheimdienstmitarbeiter der Regierung, wie Gouverneur Adam Hamid Moussa am Sonntag mitteilte.

Die Konflikte zwischen sesshaften schwarzen Ethnien und hellhäutigen arabischen Nomaden gelten als eine der Ursachen für die Krise. Khartoum unterstütze die Nomaden mit Posten, Geld und Waffen, sagen Beobachter von der „International Crisis Group". Seit dem Ausbruch der Rebellion im Februar 2003 sollen 3000 Menschen getötet und 400 000 der insgesamt sieben Millionen Einwohner der Region vertrieben worden sein.

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