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Politik: Der Mann mit den Spickzetteln

Thüringens neuer Regierungschef beruft einen neuen Minister

Den Wert kleiner Stützen in großen Momenten muss man einem Lehrer wie Dieter Althaus nicht erklären. Gelegentlich benutzt er sie selbst. Am Donnerstag kurz vor zwölf barg Althaus linke Hand einen Zettel – den Amtseid als Thüringer Ministerpräsident, sicher ist sicher. Gebraucht hat er den Spickzettel dann nicht, denn Landttagspräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sprach vor. Und nach „So wahr mir Gott helfe“ umarmte sie den neuen Regierungschef stürmisch.

Um den zweiten Zettel in Althaus Tasche rankten sich seit Tagen wildeste Spekulationen. Zu Dutzenden kursierten Namen künftiger Minister und Staatssekretäre. Am Freitagmorgen nun faltete Dieter Althaus seinen zweiten Zettel auf – und die Überraschung hielt sich in Grenzen. In die Staatskanzlei rücken nach dem weithin ungeliebten Jürgen Gnauck gleich zwei Nachfolger ein. Althaus kehrt nach der vorübergehenden Zusammenlegung von Bundes- und Europaangelegenheiten mit der Regierungszentrale wieder zum klassischen Ressortzuschnitt zurück. Minister für „Auswärtiges“ wird Hans Kaiser, zuletzt im Range eines Staatssekretärs als Thüringens „Botschafter“ in Berlin beschäftigt. Zur Führung der Staatskanzlei selbst hat sich Althaus noch nicht geäußert; es gilt jedoch als sicher, das Gerold Wucherpfennig, bislang Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Landtagsfraktion, nach der ersten Sitzung des neuen Kabinetts den Posten übernehmen wird.

Das Ressort des Sozialministers übernimmt der bisherige Fraktionsvize Klaus Zeh, der zwischen 1990 und 1994 schon Erfahrungen als Finanzminister gesammelt hat. Zudem braucht Althaus dessen ruhigen und für seine Integrationsfähigkeit gelobten Vorgänger Frank-Michael Pietzsch für die eigene Nachfolge an der Spitze der Fraktion.

Althaus hielt für das Wirtschaftsministerium an der Vorgabe fest, die bereits vor seiner Vereidigung gestreut worden war: Ein Mann mit Manager-Erfahrung sollte es sein, möglichst deutlich jünger als Vorgänger Franz Schuster, gern aus Thüringen. Auf Jürgen Reinholz passt alles. Der einzige wirkliche Neueinsteiger im Kabinett Althaus kommt aus Waltershausen, wo der diplomierte Verfahrenstechniker zunächst in den Gummiwerken arbeitete. 1993 war der 48-Jährige in die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen eingetreten, wo er die Sanierung des maroden Teerwerkes Rositz managte und 2001 zum Regisseur für Industrie- und Unternehmensansiedlungen wurde. Althaus und Reinholz kennen sich aber seit längerem, nicht zuletzt über dessen Bruder Dieter, der lange Jahre Chef des Landkreistages und führende CDU-Stimme in der damaligen „Landräte-Republik“ Thüringen war.

Jens Voigt[Erfurt]

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