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Politik: Der Wegbereiter des Papstes

Kardinal König starb im Alter von 98 Jahren in Wien

Er war Seelsorger, Wissenschaftler und ein Mann des Dialogs. Für viele Christen verkörperte der im Alter von 98 Jahren in Wien verstorbene Kardinal Franz König eine sympathische Mischung aus Liberalität, festen Grundsätzen und Weltoffenheit. 1978 bei der letzten Papstwahl gehörte er hinter den Kulissen zu den entscheidenden Wegbereitern für die Wahl des bis dahin unbekannten Polen Karol Wojtyla auf den Papstthron. Als „Garanten einer Erneuerung, die mutig für Offenheit und legitimen Wandel“ eingetreten sei, würdigte der Chef der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Lehmann, den Verstorbenen.

König wurde am 3. August 1905 im niederösterreichischen Warth als Sohn einer Bauernfamilie geboren. Er studierte in Rom Theologie und Philosophie. 1933 wurde er zum Priester geweiht. 1945 habilitierte er in Wien für alttestamentliche Wissenschaften. Drei Jahre später erfolgte die Berufung als außerordentlicher Professor für Moraltheologie in Salzburg. 1956 ernannte Papst Pius XII. König zum Erzbischof von Wien. Hier residierte er bis zu seiner Emeritierung 1985. Auf dem Zweiten Vatikanischen Konzil war König eine der führenden Kräfte. Papst Paul VI. berief ihn an die Spitze des damals neu errichteten Vatikanischen Sekretariates für die Nichtglaubenden, das er 16 Jahre leitete.

Der populäre Kleriker verfügte über enge Kontakte zur Kirche in den kommunistischen Staaten Osteuropas. In Österreich trug er in den 70er Jahren gemeinsam mit dem damaligen Bundeskanzler Bruno Kreisky zur Aussöhnung zwischen der Kirche und Sozialdemokraten bei, was ihm den Beinamen „der rote Kardinal“ eintrug. Zweimal gehörte er zum engeren Kandidatenkreis für das Amt des Papstes. Bis zuletzt galt König als moralische Instanz Österreichs. Noch vor kurzem nahm er in Interviews zu aktuellen politischen Fragen Stellung. M.G.

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