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Deutscher Bundestag 1969-72: Stasi erfasste jeden zweiten Abgeordneten

Mehr als die Hälfte der Abgeordneten des 6. Deutschen Bundestages sind nach Erkenntnissen der Stasi-Unterlagenbehörde von der DDR-Staatssicherheit erfasst worden.

Berlin - 305 der 556 Parlamentarier waren in der so genannten Rosenholz-Datei registriert, teilte die Behörde mit. Sie bestätigte damit teilweise einen Bericht der "Märkischen Oderzeitung". In 256 Fällen handele es sich jedoch lediglich um "Sicherungsvorgänge", erläuterte eine Sprecherin. Bei dieser "Massenerfassung" seien die Abgeordneten zumeist nur mit Namen und Geburtsdatum gesondert nach Parteien aufgelistet.

Es gebe bislang keine Hinweise, dass das DDR-Ministerium für Staatssicherheit diese Personen als Kontaktpersonen ausforschen oder sie als Inoffizielle Mitarbeiter gewinnen wollte. Akten gebe es, wie bereits bekannt, nur zu 49 der Abgeordneten. Die Behörde hatte im vergangenen Jahr entsprechende Unterlagen an Forscher und Medien herausgegeben. Bei fünf Abgeordneten waren Stasi-Kontakte bekannt geworden. Bei den meisten, von denen inzwischen viele gestorben sind, wurde anhand der Unterlagen eine wissentliche und willentliche Zusammenarbeit mit dem Staatssicherheitsdienst nicht nachgewiesen.

In der Rosenholz-Datei wird nicht zwischen Tätern und Opfern unterschieden. Sie enthält unter anderem die Liste der DDR-Spione im westlichen Ausland. Die Stasi-Unterlagenbehörde will die lange angekündigte wissenschaftliche Dokumentation zur Westarbeit des früheren Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) noch im ersten Halbjahr 2007 veröffentlichen. Behördenleiterin Marianne Birthler hatte bereits früher betont, die Karteien der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des MfS werde keine spektakulären Enthüllungen bringen. Das am Ende der DDR im Westen bestehende Agentennetz des MfS sei durch die bundesdeutschen Ermittlungsbehörden schon vor Jahren weitgehend aufgedeckt worden. (tso/dpa)

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