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Gerichtssaal-Messerstecherei: Dresden plant Ehrung für tote Marwa

In Dresden haben Gespräche darüber begonnen, wie die Stadt der am 1. Juli getöteten Marwa El-Sherbini gedenken kann. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) traf sich am Donnerstag zum ersten Mal mit Vertretern der muslimischen Gemeinde der Landeshauptstadt.

Berlin/Dresden - In Dresden haben Gespräche darüber begonnen, wie die Stadt der am 1. Juli getöteten Ägypterin Marwa El-Sherbini gedenken kann. Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) traf sich am Donnerstag zum ersten Mal mit Vertretern der muslimischen Gemeinde der Landeshauptstadt und sagte dabei stärkere Anstrengungen zugunsten von Musliminnen zu. „Insbesondere Frauen mit Kopftüchern sollten sich künftig ohne Angst in der Stadt bewegen können“, sagte Orosz nach dem Gespräch, an dem nach Angaben der Stadtverwaltung Mitglieder des Ausländerbeirats, des Ausländerrats, des Islamischen Zentrums Dresden und der Türkischen Gemeinde teilnahmen.

El-Sherbini, die im dritten Monat schwanger war, starb in einem Dresdner Gerichtssaal vor den Augen ihres Mannes und ihres dreijährigen Sohnes an 18 Messerstichen, die ihr ein 28-jähriger Mann zufügte. Sie hatte ihn verklagt, weil er die Kopftuch tragende Frau auf einem Spielplatz als „Terroristin, Islamistin, Schlampe“ beleidigt hatte. Ihr Mann wurde beim Versuch, seiner Frau zu helfen, lebensgefährlich verletzt.

Das Gespräch am Donnerstag brachte noch keine Ergebnisse. Debattiert werden eine Straßen- oder Schulbenennung. Freunde der Toten planen bereits ein islamisches Kulturzentrum unter ihrem Namen. Auch ihre Heimatstadt Alexandria will eine Straße nach El-Sherbini benennen. Die letzte derartige Ehrung in Dresden dauerte 16 Jahre. Inzwischen heißt ein Platz nach Jorge Gomondai, einem mosambikanischen Arbeiter, der 1991 nach dem Angriff Rechtsextremer starb.

Orosz war zuvor in die Kritik geraten, weil sie mit Hinweis auf ihren Urlaub anders als Vertreter der sächsischen Landesregierung nicht an der Trauerfeier für die Tote in Dresden teilgenommen hatte. Das sei jetzt nicht mehr Thema gewesen, sagte Nabil Yacoub vom Dresdner Ausländerrat dem Tagesspiegel: „Wir wollen nach vorn schauen.“ Er äußerte sich erfreut über das „offene Gespräch“ mit der Bürgermeisterin. ade/ddp

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