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Dicke Deutsche: Seehofer nimmt Kampf gegen Übergewicht auf

Verbraucherschutzminister Seehofer wünscht sich schlankere Bundesbürger. Dafür soll es nun einen Aktionsplan geben; im Mai will Seehofer eine Regierungserklärung abgeben. Eine "Olympiade der Verbote" plane er aber nicht.

Berlin/Weiskirchen - Zu viele Dicke, zu wenig Bewegung: Die Bundesregierung sagt dem Übergewicht in Deutschland den Kampf an und fordert die Bundesbürger zu gesünderer Ernährung und mehr Bewegung auf. "Jeder zweite Todesfall ist auf Herz- und Kreislauferkrankungen zurückzuführen", sagte Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) und warnte vor den Folgen falscher Ernährung. Er wolle aber keine "Olympiade der Verbote". Nötig sei mehr Aufklärung schon in Kindergärten und Schulen. Wichtig seien eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Seehofer legt dem Bundeskabinett am 9. Mai einen Aktionsplan vor und will am 10. Mai im Bundestag eine Regierungserklärung abgeben.

Die Deutschen sind laut einer internationalen Studie wegen Bier, Fett und zu wenig Bewegung die dicksten Bürger in der EU. Beim Gewicht lägen sie gleichauf mit den USA. Drei Viertel der Männer und 59 Prozent der Frauen seien zu dick, habe die Studie der International Association for the Study of Obesity (IASO) ergeben. Auch Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) rief die Bundesbürger zu gesunder Ernährung und mehr Bewegung auf. "Das ist das, was die Menschen hier in Deutschland brauchen", sagte sie in Aachen. Und EU-Gesundheitskommissar Markos Kyprianou nannte den Kampf gegen Übergewicht, schlechte Ernährung und zu wenig Bewegung eine der größten Herausforderungen für die EU.

Mehr Vorsorge, Aufklärung, gesundes Essen

"Die Zunahme von Übergewicht und Fettleibigkeit stellt vor allem aufgrund der gesundheitlichen Folgewirkungen ein Ernst zu nehmendes gesellschaftliches Problem dar, dem entgegengewirkt werden muss", sagte Seehofer der "Berliner Zeitung". Sein Aktionsplan setzt auf mehr Vorsorge und Aufklärung in Zusammenarbeit mit Verbänden, Vereinen, Eltern, Krankenkassen, Gewerkschaften und der Ernährungswirtschaft. Die Zunahme der Zahl übergewichtiger Kinder soll laut einem Entwurf bis 2010 gestoppt und bis 2020 merklich verringert werden. Das Essen in Schulen, Firmenkantinen und Seniorenheimen soll gesünder werden. Gesunde Ernährung soll in Schulen einen größeren Stellenwert bekommen.

Die geplanten Aktionen stoßen allerdings auch in der Koalition auf Kritik. Der stellvertretende Unions-Fraktionschef Wolfgang Zöller (CSU) warnte, Länder und Kommunen dürften nicht an der falschen Stelle sparen. "Es macht keinen Sinn, über gesunde Ernährung zu reden, wenn gleichzeitig in Schulen die Turnstunden ausfallen und Landratsämter ihre Ernährungsberater streichen". Grünen-Fraktionsvorsitzende im Bundestag und Ex-Verbraucherministerin Renate Künast forderte "eine klare Kennzeichnung von Lebensmitteln, damit auf den ersten Blick erkennbar machen, was drin ist".

Die FDP-Bundestagsfraktion lehnte staatliche Eingriffe wie eine Ampel zur Kennzeichnung von Lebensmitteln ab. Stattdessen müssten die Bildungsangebote für Familien, Kinder und Jugendliche auf Ernährung ausgedehnt werden, forderte FDP-Verbraucherpolitiker Hans-Michael Goldmann. (tso/dpa)

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