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Politik: „Die Anschlagsgefahr bleibt sehr hoch“

Sicherheitsexperten warnen vor weiteren Attentaten in Südostasien

Von Frank Jansen

Der Erfolg ist groß, dennoch: Die Terrorgefahr hat keineswegs nachgelassen. Durch die Festnahme Hambalis sei die indonesische Terrororganisation Jemaah Islamijah zwar „massiv in ihrer Planung und Kommunikation gestört“, heißt es in Sicherheitskreisen. Aber Südostasien bleibe eine der drei Regionen weltweit, „die am stärksten gefährdet sind“. Die beiden anderen sind Ost- und Nordafrika. Wie nach früheren Festnahmen von Schlüsselfiguren des islamistischen Terrors gibt es auch diesmal keine Entwarnung: „Die Anschlagsgefahr“, sagt ein Experte, „ist so hoch wie vor der Festnahme Hambalis.“

Zwei Faktoren sind entscheidend. Erstens: Al Qaida und die Verbündeten verfügen über viele Anhänger. Etwa 70 000 Kämpfer aus vielen Ländern wurden in Afghanistan trainiert. Die meisten Gotteskrieger sind in ihre Heimatstaaten zurückgekehrt und verstärken dort die islamistischen Milieus. Zweitens: Das internationale Terrornetz ist dezentral strukturiert. Die Festnahme eines Anführers hat nur eine begrenzte Wirkung. Das würde selbst für Osama bin Laden gelten.

Nach dem 11. September haben die Amerikaner mehrere Führungsfiguren der Al Qaida geschnappt. Darunter befinden sich drei Männer, die als „Chefplaner“ größerer Anschläge galten. Ende März 2002 wurde in Pakistan Abu Zubaydah festgenommen. Trotzdem geschahen die Anschläge von Djerba und Bali. Im November 2002 erwischten die Amerikaner Abd al Rahim al Nashiri, den „operativen Chef“ der Al Qaida für die Region Persischer Golf. Anfang März 2003 ging in Pakistan Khalid Scheich Mohammed ins Netz, einer der Drahtzieher des 11. September. Doch die Anschlagsserie geht weiter.

Weitere Beispiele: Am 28. November 2002 gab es in der kenianischen Hafenstadt Mombasa einen Anschlag auf ein israelisches Hotel. 14 Menschen starben. Außerdem feuerten Attentäter zwei Raketen auf eine startende Passagiermaschine. Die Geschosse verfehlten das Flugzeug nur knapp.

Am 12. Mai, Khalid Scheich Mohammed war erst sechs Wochen in Haft, griffen Selbstmordattentäter in der saudischen Hauptstadt Riad Wohnquartiere von Ausländern an und töteten 34 Menschen. Vier Tage später explodierten in der marokkanischen Hafenstadt Casablanca mehrere Bomben: 31 Tote. Und Sicherheitsexperten prophezeien: Auch nach der Festnahme Hambalis ist jederzeit zu erwarten, dass sich in Südostasien oder Australien ein schwerer Anschlag ereignet – ähnlich dem Anfang August verübten Attentat auf das Marriott-Hotel in Djakarta.

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