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Politik: Die Araber sind geschockt

KAIRO .Nach den eher konfusen Reaktionen des ersten Angriffstages beginnt der Schock des überraschenden Militärschlages gegen den Irak in der arabischen Öffentlichkeit voll zu wirken.

KAIRO .Nach den eher konfusen Reaktionen des ersten Angriffstages beginnt der Schock des überraschenden Militärschlages gegen den Irak in der arabischen Öffentlichkeit voll zu wirken.Je höher der Bildungsstand, desto unversöhnlicher die Urteile.Unverkennbar sind die religösen Obertöne.

In den meisten Moscheen war der Schlag gegen Irak am Freitag Gegenstand der "khutba", der Wochenpredigt.Wie der Großscheich der "al Azhar"-Universitätsmoschee in Kairo, Mohammed Said Tantaui, geißelten die Imame ein Amerika, das Israels Annexionspolitik und anti-palästinensische Repression voll deckt, gegen Araber und Moslems jedoch unter jedem Vorwand zum Knüppel greift.Der allgemeine Volkszorn wird auf die politische Ebene angehoben werden, wenn am Sonntag, dem ersten Tag des islamischen Fastenmonats Ramadan, die Arabische Liga zu einer Sondersitzung in Kairo zusammentritt.Wenngleich dieses Treffen nach aller Voraussicht nur von den ständigen Vertretern der 22 Mitgliedsländer bei der Liga beschickt werden wird, so hat Generalsekretär Meguid den Tenor der Diskussionen schon in seiner ersten Stellungnahme am Donnerstag vorweggenommen: Bei der anglo-amerikanischen Militäraktion handle es sich um eine "Aggression", die der "voreingenommene und mangelnd objektive" UNO-Waffenchefkontrolleur Butler mitzuverantworten habe.

Meguid setzt sich mit seiner scharfen Erklärung deutlich von der einigermaßen verwaschenen offiziellen Stellungnahme Kairos ab, in der die Situation in Irak "bedauert" wird und die "betroffenen Parteien" aufgefordert werden, "entsprechende Schritte zu unternehmen, damit sich die Lage nicht weiter verschlechert".

Während die arabischen Irak-Gegner aus der Zeit des Kuwait-Konfliktes, die acht Staaten der sogenannten "Damaskus-Erklärung" (Ägypten, Syrien und die sechs Mitglieder des Golf-Kooperationsrates), noch während der Novemberkrise den Isolationsring um Bagdad geschlossen hatten, so hat Syrien ihn jetzt gesprengt.Damaskus verurteilt die anglo-amerikanische Aktion, Kairo verhält sich kritisch-neutral, Oman mahnt zur Besonnenheit, Saudi-Arabien hat sich offiziell überhaupt noch nicht geäußert, desgleichen die anderen GCC-Mitglieder mit Ausnahme Kuwaits.Von Kuwait aus sind sogar die "Tornados" des britischen Kontingents zu Angriffsflügen auf irakische Ziele gestartet.

PETER GERNER

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