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Politik: „Die Entführer wollten uns nicht schaden“

Ende 2005 waren auch der deutsche Ex-Diplomat Jürgen Chrobog und dessen Familie entführt worden. Jürgen Chrobog, Ex-Staatssekretär, war lange Zeit Unterhändler der Bundesregierung bei Geiselnahmen. Chrobog und seine Familie wurden 2005 im Jemen entführt und kamen nach wenigen Tagen wieder frei. Tagesspiegel-Online sprach mit dem früheren Diplomaten.

Herr Chrobog, Sie wurden vor fast genau drei Jahren zusammen mit Ihrer Familie im Jemen entführt. Was haben Sie gedacht, als Sie von der aktuellen Geiselnahme im Land gehört haben?

Ich fühlte mich sehr an unsere Zeit dort erinnert. Nicht nur der Ort und die Umstände der beiden Entführungen sind ähnlich. Auch das Ziel der Geiselnehmer stimmt überein: Heute wie damals geht es darum, durch die Entführung die Freilassung der eigenen Leute zu erzwingen.

Inzwischen haben die Geiselnehmer eine neue Forderung gestellt: Die USA sollen einen jemenitischen Geistlichen aus der Haft entlassen ...

Das könnte die Verhandlungen erschweren.

Wie lange kann so eine Entführung dauern?

Das ist schwer zu sagen. Es kann lange dauern, es kann schnell gehen, das weiß kein Mensch. Das Vorgehen bei meiner Entführung war insofern besonders, weil sich Jemens Präsident in die Verhandlungen eingeschaltet hat. Schließlich war ich einer Einladung der Regierung ins Land gefolgt. Die fühlte sich für mich verantwortlich. Generell gilt sicherlich: Man muss Geduld haben.

Sie wurden mit Ihrer Frau und Ihren Söhnen entführt. Wie wurden Sie als Gefangene behandelt?

Als wir entführt wurden, gab es eine Schießerei – für uns eine gefährliche Situation. Aber danach hatten wir schnell das Gefühl, dass die Entführer nicht das Ziel hatten, uns etwas zuleide zu tun. So wird es in diesem Fall vermutlich auch sein: Die Geiselnehmer wollen ihre Forderung durchsetzen.

Die Fragen stellte Sarah Kramer.

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