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Politik: Die Kalaschnikow bleibt im Schrank

Zum Lernen in Berlin: Afghanische Polizistinnen arbeiten anders

Die Mittvierzigerin hat ein Tuch auf dem Kopf, eine Hennaverzierung auf dem Handrücken und einen sanften Blick. Gewöhnlich trägt sie eine Uniform und überprüft auf afghanischen Flughäfen Pässe. Seit Dienstag ist sie gemeinsam mit neun anderen Ermittlerinnen zu Gast in Deutschland und beobachtet dort die Arbeit ihrer Kolleginnen und Kollegen. Ein kontrastreicher Ausflug, zu dem das Ministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung die Frauen einlud. Denn hier ist vieles anders.

Afghanische Polizistinnen tragen zwar Uniform, aber auf der Straße sieht man sie kaum. „Wir arbeiten hauptsächlich in Gefängnissen und auf Flughäfen oder nehmen auf der Polizeistation Anzeigen auf“, sagt Shafiqa Qureshi, Vorsitzende der Polizeiabteilung des Kabuler Innenministeriums, am Mittwoch beim gemeinsamen Termin mit Ministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul in Berlin. Bei Verhaftungen oder Hausdurchsuchungen seien grundsätzlich auch die männlichen Kollegen dabei, erzählt Qureshi. „Es ist schwierig, denn wir tragen keine Waffen“, sagt sie. Während der Ausbildung haben die Polizistinnen zwar gelernt, mit Kalaschnikows umzugehen. Doch benutzen dürfen sie die Waffen nicht. Trotzdem wählen immer mehr Afghaninnen diesen Beruf – mit deutscher Hilfe. 35 Millionen Euro steckte die Bundesregierung seit Kriegsende in den Aufbau der afghanischen Polizei.

Der erste Jahrgang von Absolventen der Polizeiakademie in der Post-Taliban-Zeit ist bereits im Dienst. „Wir machen es vor allem für uns, für die Frauen und Kinder,“ sagt eine der Polizistinnen. Insgesamt arbeiten 70 Afghaninnen im Polizeidienst, darunter 60 in Kabul. Tendenz steigend: Im nordafghanischen Kundus wird Mitte Dezember eine neue Polizeiakademie eröffnet.

Maxi Leinkauf

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