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Politik: Die Landes-CDU macht sich Mut - noch immer steckt ihr die Spendenaffäre in den Knochen

Eigentlich wollte der CDU-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, jetzt Hände schütteln, hier und da ein aufmunterndes Wort platzieren und vor allem viel lächeln. Seine jugendlichen Wahlkampfhelfer hatten vor der Oberhausener Arena auf ihn gewartet; gemeinsam wollte man den Ort betreten, an dem wenig später die versammelte CDU-Fangemeinde auf den Endspurt im Wahlkampf eingeschworen werden soll.

Eigentlich wollte der CDU-Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen, Jürgen Rüttgers, jetzt Hände schütteln, hier und da ein aufmunterndes Wort platzieren und vor allem viel lächeln. Seine jugendlichen Wahlkampfhelfer hatten vor der Oberhausener Arena auf ihn gewartet; gemeinsam wollte man den Ort betreten, an dem wenig später die versammelte CDU-Fangemeinde auf den Endspurt im Wahlkampf eingeschworen werden soll.

Während zahlreiche Kameras diese Szene einfangen, gefriert Rüttgers das Lächeln auf den Lippen. "Haben Sie die neuen Plakate der Republikaner schon gesehen", will ein Reporter von ihm wissen, und der antwortet spitz: "Wenn Sie darüber nicht so viel reden würden, nähme das niemand zur Kenntnis." Überall im Ruhrrevier hatten die Rechten die CDU-Werbung vervollständigt. "Kinder statt Inder", heißt es da, "nur mit uns - Republikaner." Als Rüttgers wenig später Angela Merkel und Friedrich Merz trifft, mit denen er gemeinsam die Schlussetappe vor dem Urnengang am 14. Mai einläutet, wiederholt er noch einmal, dass dieser Spruch schließlich nicht seine, sondern die Erfindung von Journalisten sei.

Herbert Reul, der CDU-Generalsekretär an Rhein und Ruhr, wird Franz Müntefering bei der Begrüßung unter dem Jubel der versammelten CDU-Freunde "Pfui" zurufen, weil der SPD-Mann die anständigen Christdemokraten aufgefordert hat, die Postkarten-Kampagne nicht weiter zu unterstützen. "Wir brauchen keine Ratschläge von Leuten, die ihren Wahlkampf des dicken Geldes aus dunklen Quellen speisen", schimpft Reul und schon klatschen die Unionisten wieder. Bei diesen Attacken auf den politischen Gegner spürt man, wie wund die christdemokratische Seele noch immer sein muss; sie applaudieren so laut, als wollten sie vergessen machen, dass sie selbst auf diesem Gebiet ein Problem haben. Herbert Reul muss im Übrigen nur den Namen Angela Merkel ausrufen, da tobt der Saal schon wieder, und Junge wie Alte geraten kollektiv in Verzückung. "Angie, Angie", rufen sie aus, und Jürgen Rüttgers versucht sich nicht anmerken zu lassen, dass es ihm 14 Tage vor der Wahl gut tun würde, wenn sie ihn ähnlich begeistert feierten.

Dass die Umfragen für die Union noch immer einen satten Rückstand zur SPD ausweisen, lässt Jürgen Rüttgers abtropfen. "Das ist wie bei der Kommunalwahl: die gewinnen die Umfragen, wir die Wahlen", schmettert er in den Saal und schon klatschen sie wieder begeistert. Anders als in Köln, beim CDU-Parteitag, lässt er sich von diesem Applaus mittragen und attackiert den "Landesfürsten Clement" mal in der Schulpolitik ("katastrophaler Unterrichtsausfall") und dann in der Wirtschaftspolitik ("überall Schlusslicht"). "Heute ist er gut", urteilt einer aus der engeren CDU-Führung, was durchschimmern lässt, dass der Kandidat in den vergangenen Wochen nicht immer so bewertet worden ist.

Bei den Sozialdemokraten ist die Lage anders. Die Meinungsforscher sehen die Genossen nach dem Tief im Herbst jetzt wieder stabil mit bis zu zehn Punkten vor der Union, aber das macht etliche Sozialdemokraten nervös. Während sich Wolfgang Clement noch selbstbewusst gibt: "Wir liegen auf Platz eins, da wo wir hingehören", ahnt Gerhard Schröder, dass die Sache womöglich noch nicht gelaufen ist. Immer wieder tritt er in diesen Tagen gemeinsam "mit meinem Freund Wolfgang" vor das Publikum, an diesem Wochenende zum Beispiel im Landschaftpark Duisburg. Dort warnt Gerhard Schröder die Genossen vor zu viel Übermut. "Stimmungen sind noch keine Stimmen", erinnert er an einen alten Satz von Johannes Rau.

Schröder und Clement hämmern die guten Wirtschaftsdaten unter das Wahlvolk, sie beide malen ein Zukunftsbild mit weniger Arbeitslosen. "Wir können es endlich schaffen", glaubt Wolfgang Clement.

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