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Björn Höcke, AfD-Chef in Thüringen

© Reuters

AfD vor der Landtagswahl in Thüringen: Die markigen Sprüche des Björn Höcke

In Thüringen dürfte es die AfD ins Landesparlament schaffen. Chef der Partei dort ist Björn Höcke - ein Lehrer, der gerne mit viel Pathos spricht. Nicht jedem in der eigenen Partei gefällt das.

Ende Juli war es, mitten in der parlamentarischen Sommerpause, da hatte die AfD zu einer Pressekonferenz geladen. Nur eine Handvoll Journalisten war in das Haus der Bundespressekonferenz gekommen. Vorne saß Parteichef Bernd Lucke, hielt eine Art Grußwort. Dann sprach Frauke Petry aus Sachsen, versuchte, sich als patente Mutter und Unternehmerin mit Ostkompetenz zu präsentieren. Als Vertreter Brandenburgs erläuterte Alexander Gauland die Lage an der deutsch-polnischen wie der russisch-ukrainischen Grenze. Schließlich erteilte Lucke Björn Höcke das Wort, dem Spitzenkandidaten aus Thüringen.

Den kannten die anwesenden Journalisten bis dahin nicht. Das hinderte ihn nicht daran, die Schlagzeile vorgeben zu wollen. „Jetzt können sie mich zitieren“, begann er. „Höcke sagt“, sagte Höcke, „Doppelpunkt, Anführungszeichen unten: Die politische Korrektheit liegt wie Mehltau über unserem Land. Ich bin angetreten, um diese politische Korrektheit wegzuräumen.“ Er wolle ein „neues Dienstethos in die Politik einpflegen“, „den politischen Sumpf austrocknen“, für die „Erneuerung der erstarrten Parteiendemokratie“ kämpfen, „preußische Tugenden“ wiederbeleben. Das alles nicht als Politiker, sondern als „mündiger Bürger“.

Höcke mag es gerne markig. Selbst Parteifreunde finden, dass er manchmal zu dick aufträgt. Dem 42-Jährigen halten sie allerdings zu Gute, dass er den zerstrittenen Thüringer Landesverband fürs Erste befriedet hat. Höcke ist Lehrer, stammt aus Nordrhein-Westfalen, lebt in Thüringen, arbeitet an einer Schule in Hessen. Er ist verheiratet und hat vier Kinder. Damit übertrifft er sogar die von ihm erfundene neue Kernforderung seiner Partei – die nach der „Drei-Kind-Familie“.

Am Abend der Sachsen-Wahl vor zwei Wochen hatte Höcke seiner thüringischen AfD noch acht Prozent bei der Landtagswahl an diesem Sonntag prophezeit. Inzwischen sagen das auch Meinungsforscher voraus. Gut möglich also, dass er bald als Fraktionschef im Erfurter Landtag sitzt. Dann werden sie bei der AfD nicht mehr nur über seine Wortwahl diskutieren. Denn Höcke zählt zum rechten Flügel der Partei, forderte kürzlich zum Beispiel: „Es kann nicht sein, dass man pauschal arbeitslose Ausländer wie arbeitslose Deutsche behandelt“. Unter den drei ostdeutschen AfD-Chefs Petry, Gauland und Höcke ist er wohl der am wenigsten Berechenbare.

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