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Politik: Die "neue" CDU: Auch bei Wackersdorf war die CSU gegen den Ausstieg - Dann beschloss ihn die Wirtschaft

Immer noch kämpft sie, die CSU, allen voran ihr Vorsitzender Edmund Stoiber. Den Atomausstieg, den wollen sie nicht.

Immer noch kämpft sie, die CSU, allen voran ihr Vorsitzender Edmund Stoiber. Den Atomausstieg, den wollen sie nicht. Nur ja nicht, und bei der nächsten Wahl soll er auch wieder rückgängig gemacht werden, wenn die Union gewinnen sollte. Aber daheim, da sieht es gar nicht so aus, als könnte sie den Kampf gegen den Atomausstieg gewinnen. Da lässt sie sich zwar in ihrem Eifer von niemanden übertreffen - doch Lob und Unterstützung vom Bayernwerk, dem größten Stromversorger im Freistaat und Betreiber der Atomkraftwerke Grafenrheinfeld oder Ohu mit den Meilern Isar I und II, bekommt sie nicht.

Es gab ein Gespräch mit dem Chef des Bayernwerks, Otto Majewski. Zwei Dutzend CSU-Landtagsabgeordnete wollten mit ihm bereden, wie man dem Plan der rot-grünen Koalition im Bund vielleicht doch noch Einhalt gebieten könnte. Aber es muss ihnen wohl vor Verblüffung der Mund offen stehengeblieben sein, als der Vorstandsvorsitzende klar sagte, dass sein Konzern nicht die Interessen einer Regierungspartei zu vertreten habe. Sondern die des Unternehmens. Das Bayernwerk, sagte Majewski müsse dem "Strukturwandel in der Energieversorgung" Rechnung tragen. Und der Strukturwandel bedeutet: Es geht weg vom Atom, weil es ökonomisch unrentabel wird, und andere Quellen müssen erschlossen werden.

Die CSU will in ihrem Kampf gegen den Ausstieg aus der Kernkraft bis hin zum Bundesverfassungsgericht gehen. Die Frage ist nur, ob sich das politisch lohnt. Damit aber erinnert manches an die Zeit, als es um die Wiederaufarbeitungsanlage in Wackersdorf ging: Damals, als Franz Josef Strauß noch lebte, schienen sie in der CSU auch uneinsichtig zu sein. Längst kochten die Gerüchte sehr vernehmbar hoch, dass der Veba-Chef aus dem Milliardenprojekt in der Oberpfalz aussteigen wollte - damals galt der Standort als entscheidender Baustein für den deutschen Atomkreislauf. Aber die CSU hielt an Positionen fest, die von der Wirtschaft längst aufgegeben waren. Heute gibt es im Taxöldener Forst BMW statt Brennstäbe. 2000 Arbeitsplätze sind entstanden. Der Bürgermeister, der zum offiziellen Aus Ende Mai 1988 alle Zukunftsaussichten begraben sah, frohlockt inzwischen über das "Wunder von Wackersdorf". Die Kurskorrektur hat sich gelohnt: Die Arbeitslosenquote ist von neun auf sechs Prozent gefallen - fast schon unter den Landesdurchschnitt.

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