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Politik: Die Opfer der Diktatur hoffen auf Gerechtigkeit - doch der spanische Staat fürchtet um die Beziehungen zu Chile

"Mörder, Mörder", "Keine Strafverschonung für Massenkiller", "Pinochet ist schuldig", riefen hunderte von Menschen, die in Spaniens Hauptstadt Madrid das britische Pinochet-Urteil bejubelten. Viele fielen sich in die Arme, weinten, sackten bewegt zu Boden.

"Mörder, Mörder", "Keine Strafverschonung für Massenkiller", "Pinochet ist schuldig", riefen hunderte von Menschen, die in Spaniens Hauptstadt Madrid das britische Pinochet-Urteil bejubelten. Viele fielen sich in die Arme, weinten, sackten bewegt zu Boden. Für noch lebende Pinochet-Opfer und ihre Angehörigen ließ der Auslieferungsbeschluss des britischen Richters Hoffnung aufkeimen. Hoffnung, dass Menschenrechtsverbrechen, die unter dem früheren chilenischen Staatschef Augusto Pinochet (1973-1990) verübt wurden, doch noch gesühnt werden.

Carlos Slepoy, einer der spanischen Anwälte der Diktatur-Opfer, sagte auf dem Versammlungsplatz, der berühmten Puerta del Sol: "Das Volk hat gesiegt, die Opfer haben gesiegt und das Recht hat gesiegt." Der Jurist Slepoy hatte zusammen mit seinem Anwaltskollegen Joan Garces die Anklage in Spanien gegen Pinochet ins Rollen gebracht. Garces war jüngst für sein jahrelanges Menschenrechts-Engagement mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet worden. Auch der spanische Untersuchungsrichter Baltasar Garzón in Madrid, der Pinochet vor fast einem Jahr in London festsetzen ließ und dann seine Auslieferung beantragte, ließ am Freitag die Sektkorken knallen.

Ein spanischer Regierungssprecher erklärte nach dem Urteil, man "respektiere die Entscheidung" des Londoner Richters. Inhaltlich wolle man keine Kommentare abgeben. Spaniens Regierung hatte im Vorfeld mehrmals zu verstehen gegeben, dass sie über die Ermittlungen des Untersuchungsrichters Garzon nicht glücklich sei. Der spanische Staat fürchtet um seine wichtigen Beziehungen zu Chile.

Ralph Schulze

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