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Politik: Die People sind unter uns

Es kann jedem von uns passieren. „Mama, da an der Tür ist ein Mann, der sagt, er ist ein Duhaupiepel.

Es kann jedem von uns passieren. „Mama, da an der Tür ist ein Mann, der sagt, er ist ein Duhaupiepel.“ Was jetzt? Den Erklärbär anrufen? Die Polizei alarmieren? Oder den Sittenstrolchnotdienst? Ach, sagt der Mann, alles nicht so schlimm, er sei ja an sich nur der Paketbote von der Post, „aber seit wir DHL heißen, sind wir die Do-How-People“. Das versteht nur, wer mit den Ideen unserer großen Paketbringer wirklich gut vertraut ist. Denn die haben vor einiger Zeit auch schon „Track & Trace für jedermann“ erfunden, und das sind nicht die Nachfolger von Tick, Trick und Track, sondern, puh... Es hat was damit zu tun, dass, wer ein Paket aufgibt, ein paar Tage später ganz genau erfährt, wo es endgültig verschwunden ist.

Wer also solche dreifach eingesprungenen Stussberger mit der deutschen Sprache treibt, der ist auch fähig, die Do-How-People auf uns loszulassen. Was das überhaupt sein könnte, erfahren wir im Internet: „Manche haben den Can-Do-Spirit, andere das Know-How. Aber nur wir von DHL haben Do-How.“ Dabei ist das noch bescheiden tiefgestapelt. Denn die People von DHL haben auch Freight Active Tracking und Exel Supply Chain und tausenderlei anderen Quark, der uns zeigen soll: Holla, das sind ja irre globalisierte Typen, die bringen nicht nur den Blumentopf zu Tante Hilde, sondern auch einen Container zackbumm nach Schanghai. Und lächeln dabei!

Hier wäre eventuell der Ort, generell noch ein wenig über die Erosion des Menschenbegriffs nachzudenken. Menschen, das sind im Sinne der aktuellen Do-How-Sprache Angehörige des Fußvolks, unwichtig, zahlende Kunden, bestenfalls. Die Macher dagegen, das sind die People. Wir finden diesen Begriff auch unter den Namen von Zeitschriften, die früher „Illustrierte“ hießen. Heute nennen sie sich „Das People-Magazin“. People sind Frauen, die im Abendkleid auf roten Teppichen stehen, Männer, die unter gegeltem Haar brandheiße Trends ersinnen, die Metrosexualität, das Neo-Patriarchat, den dreifachen Caffè Latte.

Gesprochen klingt „Piepel“ für die Älteren von uns immer noch ein wenig ungewohnt, wir denken automatisch an jene kleinen Leute, die heute eher „Fuzzis“ heißen würden. Doch die Umdeutung ist nicht mehr aufzuhalten. Die People sind unter uns, und wir sollten sie nutzen. „SPD – The Government People“: So müsste eine Partei heute den Machtanspruch vertreten. Vorausgesetzt, sie hat den Can-Do-Spirit.

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