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Politik: Die Stimme seines Herrn

Der frühere „Bild“-Reporter Bela Anda wird neuer Regierungssprecher – anders als Vorgänger Heye wird er Politik wieder eher verkaufen als mitgestalten

Von Markus Feldenkirchen

Die frohe Botschaft durfte er am Freitag selbst verkünden. Bela Anda (39) wird neuer Regierungssprecher. Eigentlich sollte diese Personalentscheidung erst mit Abschluss der Koalitionsverhandlungen publik werden. Aber in den Tagen nach dem Wahlsieg war bereits wild spekuliert worden über den künftigen Regierungssprecher, der als Boss des Bundespresseamtes immerhin im Rang eines Staatsministers reden darf. Nur Anda wusste schon lange, dass er die Aufgabe des ausgelaugten Uwe-Karsten Heye übernehmen werde. Der Kanzler hatte es ihm versprochen. Und daran konnten auch aufgewärmte Berichte über seine Foto-Affäre nichts mehr ändern. Ein Fotograf hatte Anda bezichtigt, dieser habe unvorteilhafte Schröder-Bilder „vorsätzlich“ verschwinden lassen. Doch das Verfahren wurde vor einem Monat eingestellt. „Die Sache sehe ich ganz gelassen“, sagt Anda heute.

Ob Andas Amt wirklich „wichtiger ist als das mancher Minister“, wie Gustav Heinemann einmal sagte, hängt allein vom Verhältnis zwischen Macher und Sprecher ab; davon wie nahe der Kanzler ihn an sich ran lässt. Zu Helmut Kohls Zeiten wussten die Spatzen auf dem Dach meist mehr zu berichten als der Regierungssprecher. Das änderte sich erst mit dem Gespann Schröder-Heye, die schon in der niedersächsischen Staatskanzlei acht Jahre lang eng zusammengearbeitet hatten. Später im Kanzleramt wertete Schröder extra für Heye das Bundespresseamt auf, indem er die Presseabteilung des Kanzleramts dort integrierte. Vom ZDF-Journalisten und Brandt-Referenten soll Schröder sich auch die klare Sprache abgeguckt haben.

Bela Anda selbst sagt, sein Verhältnis zum Kanzler sei „gut“ und „vertrauensvoll“. Einen ersten tieferen Einblick in Schröders kleinen Machtzirkel erhielt der frühere „Bild“-Chefreporter vor gut sechs Jahren, als er mit seinem Bild-Kollegen Rolf Kleine an der ersten Schröder-Biografie in Buchform schrieb. Nach den Bundesratssitzungen fuhr Anda mit dem damaligen niedersächsischen Landeschef häufig im Zug von Bonn nach München, wo Schröders Freundin Doris Köpf wohnte. Im 1.-Klasse-Abteil entwickelte sich gegenseitiges Vertrauen, das sich heute für Anda auszahlt. Dennoch bezweifeln viele Kanzleramtskenner, dass Anda neben der Kommunikation der Regierungspolitik auch an deren Konzeption beteiligt sein wird – so wie sein Vorgänger Heye. Fraglich auch, ob Anda die Politik der rot-grünen Regierung ähnlich visionär prognostizieren wird wie einst den Weg Gerhard Schröders. „Mit Schröder wird auch in Zukunft zu rechnen sein, er hat das Zeug dazu, erster SPD-Kanzler nach Helmut Schmidt zu werden“, schrieb Anda in seinem Schröder-Buch schon 1996.

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