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Politik: DIE NETZWERKERIN

Jamila Hassoune, BuchhändlerinDie 47-jährige Buchhändlerin ist eine Art Hansdampf in allen Gassen. In ihrem winzigen Buchladen in der Nähe der Universität von Marrakesch entwickelt sie Ideen, organisiert Projekte, vernetzt Leute.

Jamila Hassoune,

Buchhändlerin

Die 47-jährige Buchhändlerin ist eine Art Hansdampf in allen Gassen. In ihrem winzigen Buchladen in der Nähe der Universität von Marrakesch entwickelt sie Ideen, organisiert Projekte, vernetzt Leute. Hier hat sie Poesiewettbewerbe für Schüler erfunden, und von hier aus plant sie ein Kultur- und Bildungszentrum in einer Oase bei Warzazat mit Schule, Theater und Museum über die Geschichte Marokkos. In ihrem kleinen Büro im ersten Stock des Buchladens hat sie auch das Projekt „Caravane du Livre“ auf die Beine gestellt: Einmal im Jahr zieht sie seit 1998 mit einem Auto voller Bücher in die Schulen der Dörfer des Atlasgebirges und stellt diese in Schulhöfen aus, anschließend schenkt sie die gespendeten Werke den Schulen, die oft keine Bibliothek besitzen. Mittlerweile organisiert sie auch Ateliers mit Schriftstellern und Literaten. „Das Wissen demokratisieren“, nennt Hassoune diesen Ansatz. Politisiert wurde Hassoune auch durch ihren Onkel, der wegen seiner politischen Ansichten unter König Hassan II. im Gefängnis saß und dessen Lenin-Bücher sie verstecken musste. Selbst auf dem Dorf aufgewachsen, weiß sie, dass man in einer Gesellschaft, in der die Hälfte der Menschen auf dem Land lebt, zu den Leuten gehen muss. „Ein Buch ist ein Werkzeug, um den kritischen Geist zu entwickeln“, lautet ihre Maxime. Als Feministin versteht sie sich nicht, weil sie nicht gegen die Männer arbeitet. „Beim Kampf für die Frauenrechte waren viele Männer an unserer Seite.“ Auch der junge König Mohammed VI. Bei den immer lautstärker geforderten politischen Reformen ist das weniger offensichtlich.„Er muss sich jetzt entscheiden, ob er mit seinem Volk die Veränderungen vorantreiben will“, sagt Hassoune. Sie glaubt, dass die Demokratiebewegung, die erstmals auch laut über eine konstitutionelle Monarchie nachdenkt, nicht mehr aufzuhalten ist. Auch dank des Vorbildes der Frauenbewegung, der es gelang, gegen viele Widerstände eine archaische Gesetzgebung zu reformieren. „Wir Frauen haben gezeigt, dass du es schaffen kannst, wenn du dich für deine Überzeugungen einsetzt.“

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