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Dietmar Bartsch: Kein Bonus für den Manager

Die Linkspartei sucht nach einem neuen Job für Dietmar Bartsch – das ist aber nicht einfach.

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Berlin - Die Linke sucht fieberhaft nach einer neuen Aufgabe für ihren langjährigen Bundesgeschäftsführer Dietmar Bartsch. Der Parteimanager, der wegen angeblicher Illoyalität gegenüber dem Vorsitzenden Oskar Lafontaine von mehreren Spitzenpolitikern zum Rückzug aufgefordert worden war, traf sich am Dienstag zum persönlichen Gespräch mit Lafontaines Kovorsitzenden Lothar Bisky. Ergebnisse wurden nicht mitgeteilt, auch Fraktionschef Gregor Gysi schwieg zu den Inhalten seines längeren Telefonates mit Bartsch. Bartsch gilt als Identifikationsfigur für den Osten, Lafontaine als wichtig für die Stabilisierung der Linken im Westen.

Welche neue Aufgabe Bartsch bekommen könnte, ist unklar. Einige denken an den Posten eines Vizeparteichefs, bezweifeln aber, dass der langjährige Parteimanager das akzeptieren würde. „Noch vor ein paar Wochen hätte er Finanzminister in Brandenburg werden können“, meinte ein Ost-Funktionär – „aber jetzt? Keine Ahnung“. Bisky hatte am Montag versichert, Bartsch werde ebenso wie Lafontaine „gebraucht“. Doch ließ auch er durchblicken, dass es nur noch um eine neue Funktion gehen könnte.

Bartsch wies die scharfe Kritik von Gysi an ihm zurück. „Ich lasse mir von niemandem Illoyalität vorwerfen. Das ist so ziemlich das Schlimmste, was man dem Bundesgeschäftsführer einer Partei vorhalten kann“, sagte Bartsch der dpa. Zu den Hintergründen und möglichen persönlichen Konsequenzen wollte sich Bartsch nicht näher äußern. „Ich will nicht weiter Öl ins Feuer gießen. Die Partei muss zur Ruhe kommen.“ Der 51-Jährige betonte, er habe seit 1991 loyal für die Partei gearbeitet. Am Montag beim Jahresauftakt der Bundestagsfraktion hatte Bartsch noch erklärt, er habe die Reden von Gysi und seinem Stellvertreter Klaus Ernst nicht als Aufforderung zum Rücktritt verstanden. „Ich trete nicht zurück.“ Im geschlossenen Teil der Sitzung vom Montag wies er die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und verließ dann die Beratungen.

Gysi hatte seinen langjährigen politischen Weggefährten am Montag ungewohnt offen und scharf attackiert. Der Parteimanager habe sich gegenüber dem erkrankten Parteichef Oskar Lafontaine nicht loyal verhalten und das Vertrauen beschädigt, hatte Gysi gesagt. Bartsch habe interne Informationen an den „Spiegel“ gegeben und damit die aktuellen Querelen ausgelöst. Nach Angaben aus Parteikreisen liegen die Ursachen deutlich tiefer. Die Chemie zwischen Lafontaine und Bartsch stimme nicht, heißt es. Viele westdeutsche Spitzenfunktionäre hatten die Auseinandersetzung angeheizt und von Lafontaine gefordert, er solle endlich selbst auf den Tisch hauen. Die Absetzung von Bartsch wäre in diesem Sinne ein „gutes Signal“, hieß es.

Die ostdeutschen Spitzen der Linken sehen eine „Kampagne“ gegen Bartsch. Überwiegend aber glauben sie nicht daran, dass Bartsch nach dem öffentlichen Schlagabtausch auf dem Parteitag im Mai in Rostock noch einmal als Bundesgeschäftsführer antreten kann – selbst wenn Lafontaine sich gegen eine neue Amtszeit als Vorsitzender entscheiden sollte. Nur ein Teil der Ost-Politiker möchte noch nicht kampflos aufgeben. „Bartsch ist ein hervorragender Bundesgeschäftsführer und soll dies auch bleiben“, sagte Steffen Bockhahn, Chef von Bartschs Heimatverband Mecklenburg-Vorpommern. Besonders enttäuscht ist Bockhahn davon, dass ausgerechnet Gysi den Bundesgeschäftsführer hat fallen lassen. „Er kann nicht nur nach Oskar gehen“, kritisiert Bockhahn in einem Internetforum. Gysi hatte bestritten, was viele glauben: dass Lafontaine den Verzicht von Bartsch zur Vorbedingung für sein erneutes Antreten gemacht habe. Gysi sagte, so „kleinkariert“ sei Lafontaine nicht.

Sachsens Landeschef Rico Gebhardt sagte, er würde es bedauern, wenn Bartsch nicht mehr zur Verfügung stünde. Er nannte ihn eine „Schlüsselfigur“, mit der die Linke in Sachsen zuletzt „gute Erfahrungen“ gemacht habe. In einer gemeinsamen Erklärung am Montag hatten bereits die Vizelandeschefs der Linken aus Sachsen und Sachsen-Anhalt betont, weder der Rückzug von Lafontaine noch von Bartsch dürfe gefordert oder befördert werden. Wer das tue, „riskiert entweder eine tiefe Spaltung oder will weite Teile der Partei an den Rand drängen“.

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