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Einzelne Laptop- oder Tablet-Klassen gibt es auch an Schulen wie dem Rückert-Gymnasium in Schöneberg.

© Mike Wolff

Digitales Lernen in Berlin: Auf dem Weg zur Schulcloud

Berlin liegt bei der Ausstattung mit Schul-IT nur im Mittelfeld. Doch ein Gymnasium tanzt aus der Reihe - in Richtung Spitzenplatz.

In Berlin-Biesdorf hat die Zukunft bereits begonnen. Am Otto-Nagel-Gymnasium wartet keine einzige Schreibtafel darauf, dass jemand zur Kreide greift, denn der gesamte Unterricht wurde auf digitales Lernen umgestellt: Alle 800 Schüler und 70 Lehrer arbeiten mit Notebooks, an die Stelle der Tafeln sind interaktive Whiteboards getreten. Nur noch ein Drittel des Budgets wird für Schulbücher ausgegeben, den Rest investiert die Schule in Lernsoftware, W-Lan-Router oder anderes technisches Equipment.

Damit ist das Gymnasium ungefähr dort, wohin Bundesbildungsministerin Johanna Wankas (CDU) neues Fünf-Milliarden-Paket „DigitalPakt#D“ steuert. „Sechs Jahre hat uns das gekostet“, berichtet Schulleiter Lutz Seele. Für ihn bedeutet „Schule der Zukunft“, dass „jeder Schüler selbst entscheidet, wie er arbeiten will“. Aber wie erreicht man dieses Ziel noch vor allen anderen Schulen?

Seeles Gymnasium liegt in einer gutbürgerlichen Gegend, aber er betont, dass sein Konzept nicht nur etwas für Besserverdiener ist: Wer sich keinen eigenen Laptop leisten kann, kann ein Schulgerät nutzen, das aus dem Lehr- und Lernmittelbudget finanziert wurde. Daher sei es letztlich keine Frage des Geldes, sondern eine Frage des Willens. Seine Schule wollte.

Auf dem Schulhof nur mit Passwort ins Netz

Alles wurde mit den Eltern abgestimmt, etwa die Frage, wie viel Unterrichts direkt am Rechner stattfinden soll: 30 von 90 Minuten. Auch das Problem des kontrollierten Internetzugriffs ist geregelt: Die Schule kann feststellen, auf welchen Seiten sich die Schüler aufgehalten haben. Und damit die Schüler in der großen Pause auf dem Schulhof nicht die ganze Zeit mit ihren Handys surfen, ist das Schulhofnetz mit einem Passwort geschützt. Selbst die Sache mit der Lehrerfortbildung wurde intern geregelt: Die Schüler haben das übernommen.

Aber es geht immer weiter. Als „Modellschule“ bekommt das Gymnasium jetzt auch noch eine kostenlose iCloud. Ein entsprechender Vertrag soll demnächst abgeschlossen werden, kündigte Lutz Seele am Dienstag an. Auf dieser iCloud, einem eigenen Onlinespeicher, können die Lehrer zum Beispiel Lernmaterial hinterlegen, auf das dann alle anderen Lehrer und Schüler Zugriff haben. Dort werden Schüler und Lehrer dann auch den Vertretungsplan finden, bevor sie abends ihre Sachen für den nächsten Tag packen.

Auch die Deutsch-Skandinavische Schule setzt Maßstäbe

Was am Gymnasium klappt, ist auch in den unteren Klassen möglich, wie man an der freien Deutsch-Skandinavischen Schule in Tempelhof sehen kann. Für den dänischen Schulleiter Jacob Chammon war es „ein harter Schlag“, als er vor vier Jahren sah, in welchem digitalen Abseits die deutschen Schulen lagen. Bei ihm lernen die Kinder schon ab der ersten Klasse am Rechner. Aber er weiß inzwischen auch, wie wichtig es ist, die Lehrer mitzunehmen. „Jeder Euro, der in die Hardware geht, zieht einen Euro nach sich, der in die Weiterbildung investiert werden muss“, lautet Chammons Regel. Selbst unter den frisch ausgebildeten jungen Lehrern gebe es welche, „die noch nie ein interaktives Whiteboard gesehen haben“.

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